Kreuzzug gegen die Libido

26. Dezember 2017

Die „#MeToo“-Kampagne als globaler Hexensabbat

Der militante Feminismus und die Gender-Ideologie waren in den letzten Jahren innerhalb der vermeintlich so aufgeklärten westlichen Gesellschaften die Geburtshelfer einer neuen Prüderie. Diese Prüderie ist die Schwester der Political Correctness und des spätlinken Gutmenschentums und wird just von jenen in die Jahre gekommenen Linken propagiert, die im Gefolge der Frankfurter Schule vor nahezu einem halben Jahrhundert die freie Liebe und die totale Libertinage erfanden. Das neue linke Spießertum, wie es sich etwa bei den Grünen und am linken Rand des politischen Spektrums manifestiert und wie es weltweit im Rahmen der zeitgeistigen Schickeria zum Durchbruch gelangt ist, hat diese neue Prüderie geradezu zum Lebensstil erhoben. Parallel dazu wurde weltweit, insbesondere aber auch bei uns in Mitteleuropa, das Sexualstrafrecht verschärft und dieser neuen Prüderie angepasst. Da werden nun sexistische Witze und Grapschen beinahe schon auf einer Stufe mit realer Vergewaltigung unifiziert. Im Gegensatz zu den bislang als unantastbar geltenden europäischen Rechtstraditionen wird dabei zumeist auch noch ein System der Beweisumkehr praktiziert, wonach dem Beschuldigten nicht seine Schuld nachgewiesen werden muss, sondern dieser seine Unschuld beweisen soll.
Dazu kam nunmehr in den letzten Jahren auf der Ebene der Kommunikationstechnologien die weltweite Nutzung des Internets zu einschlägigen Kampagnen, und jüngst hat die von Hollywood ausgehende „#MeToo“-Kampagne weltweit eine wahre Hexenjagd ausgelöst. Waren es erst Vorwürfe gegen den jüdischen Hollywood-Produzenten Weinstein, die hier aufs Tapet kamen, so zog das Ganze dann sehr rasch globale Kreise. Der britische Verteidigungsminister und Abgeordnete des Europäischen Parlaments wurden genauso Zielscheibe für die #MeToo-Attacken wie nunmehr der Österreichische Skiverband. Und stets handelte es sich um Vorwürfe, die angebliche Übergriffe betrafen, welche Jahre oder Jahrzehnte zuvor stattgefunden hatten, und allzu häufig betrafen diese Vorwürfe neben tatsächlicher sexueller Gewalt Lächerlichkeiten eines zwischengeschlechtlichen Verhaltens, welches bis vor wenigen Jahren als durchaus sozial adäquat galt. Da wurde aus dem Klopfen auf den Hintern einer Mitarbeiterin ein relativ brutaler Übergriff, weil sich die Vorwürfe auch auf flapsige Komplimente und müde Herrenwitze bezogen. Und auch bei derlei Banalitäten wurde immer wieder und allzu schnell von „Vergewaltigung“ gesprochen. Internet, Twitter, Facebook und dergleichen ermöglichten jedenfalls, dass sich diese Kampagne wie ein Flächenbrand ausbreitete und zu einem veritablen Hexensabbat führte. Zwar wird im Zuge dieser neuen Prüderie, insbesondere bei der „#MeToo“-Kampagne, sexuelle Gewalt in erster Linie als Machtmissbrauch an den Pranger gestellt. Allerdings bekommt man aber den Eindruck, als gehe es insgesamt um einen geradezu quasi-religiösen Kampf gegen die männliche Libido. Deren Ausleben wird indessen nicht nur als zwar Abzulehnendes, aber keineswegs strafwürdiges Macho- Gehabe stigmatisiert, vielmehr wird diese männliche Libido nunmehr als Triebkraft für verbrecherisches Verhalten dämonisiert.
Der „Blow-Job“, den Frau Lewinsky dem US-Präsidenten Bill Clinton angedeihen ließ, konnte damals noch als ein etwas schlimmeres Kavaliersdelikt durchgehen – gegenüber dem linken Clinton war man eben nachsichtig. Dominique Strauss-Kahns Missbrauch eines Zimmermädchens in New York bedeutete dann schon das Ende seiner politischen Karriere. Und der britische Verteidigungsminister nahm den Hut, weil er einer Journalistin vor vielen Jahren ans Knie gefasst hatte. Der Unrechtsgehalt sexueller Übergriffe beziehungsweise dessen, was in der medialen Diskussion dafür gehalten wird, ist also dramatisch gestiegen.
Wenn also allzu offensives männliches Sexualverhalten bereits seit mehreren Jahrzehnten als Macho-Gehabe abqualifiziert wurde, wird nunmehr zunehmend jeglicher Versuch zu erotischer beziehungsweise sexueller Kontaktaufnahme von Männern gegenüber Frauen als potentieller sexueller Übergriff gewertet. Die diesbezügliche Deutungshoheit liegt ausschließlich bei den Frauen, sie allein beurteilen, ob es sich um einen charmanten Flirtversuch oder um sexuelle Gewalt handelt und der – tatsächliche oder auch nur angebliche – sexuelle Gewalttäter muss gegebenenfalls seine Unschuld beweisen, was eben einen klaren Fall von Beweislastumkehr bedeutet. Der militante Feminismus, der in diesen Bereichen also klarer gesellschaftspolitischer Sieger ist, führt aber auch zunehmend zu veritablem Männerhass. Wenn etwa bei der heimischen Grün-Partei nahezu ausschließlich Frauen in höhere Funktionen gelangen und altgediente männliche Funktionäre, sogenannte „Silberrücken“, gezielt eliminiert werden, mag dies ein Beleg dafür sein. Noch ist es zwar nicht soweit, dass die Stigmatisierung der männlichen Libido alle Männer samt und sonders unter den Generalverdacht des sexuellen Machtmissbrauchs stellt, die Mär aber, dass jegliche Gewalt in der Menschheitsgeschichte durch die Aggressivität der agierenden Männer verursacht wurde und dass man die Politik zunehmend feminisieren müsse, umsie friedlicher und gewaltfreier zu machen, ist nahezu schon zum Dogma geworden.
So scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis aus den Kreisen militanter Feministinnen und engagierter Lesben die Forderung erhoben wird, das männliche Element insgesamt aus der Gesellschaft zu tilgen. Durch pränatale Geschlechter-Selektion wäre dies bei gleichzeitigem Anlegen wohl sortierter Samenbanken durchaus denkbar. Die Horrorvision einer männerlosen Gesellschaft, in der man das angebliche Gewaltpotential des Patriachats durch das „Unnötigmachen“ der Väter ausschaltet, wäre somit denkmöglich. Die Libido, jene List der Evolution, mit der die Vermehrung der gesamten Fauna bis hin zum Homo sapiens sichergestellt wurde, könnte damit ausgeschaltet werden. Und natürlich auch all jene potentielle Gewalt, die durch die Triebkraft dieser Libido im sexuellen Bereich denkmöglich ist oder auch real stattfindet. Der Preis dafür wäre aber nicht nur eine vaterlose Gesellschaft und der Verlust des männlichen Elements in der menschlichen Zivilisation, sondern auch das Fehlen jener Spannung, die zwischen dem männlichen und dem weiblichen Prinzip die Entwicklung der Menschheit wesentlich beeinflusst hat.
Es mag sein, dass die „#MeToo“-Kampagne und die von ihr verursachte globale Hexenjagd eine gesellschaftspolitische Episode bleibt ohne derart apokalyptische Folgen, wie sie zuvor an die Wand gemalt wurden. Tatsache ist aber, dass diese „#MeToo“-Kampagne ein unübersehbares Symptom eines gesamtgesellschaftlichen Wandels darstellt, der das Verhältnis zwischen dem männlichen und weiblichenGeschlecht insgesamt problematisiert undinfrage stellt. Wenn damit nur sexuelle Gewalt inForm von männlichen Machtmissbrauch gegenüber Frauen an den Pranger gestellt und stigmatisiert würde, könnte man dem vorbehaltlos zustimmen, die Kriminalisierung aber des zwischenmenschlichen Geschlechterverhaltens insgesamt durch diese Kampagne ist höchst fragwürdig.