Fußball als Ablenkungs-Manöver

25. Juni 2012

Als einer, der sich für Fußball allenfalls bei Europa- und Weltmeisterschaften interessiert, kann man schwerlich einen diesbezüglichen Experten-Statuts für sich behaupten. Eine Meinung dazu und entsprechende Vorlieben aber darf hierzulande, gottlob jeder äußern. Dies, obwohl es in Österreich noch immer ein bisschen riskant ist, sich als Fan der deutschen Nationalmannschaft zu outen. Der Autor dieser Zeilen tut dies gemeinsam mit seinen Söhnen alle zwei Jahre wieder, indem er vor seinem Haus am Kärntner Ossiachersee die schwarz-rot-goldene Fahne aufzieht.

Findige Mitglieder der anti-freiheitlichen Jagdgesellschaft meinen dies als Zeichen eines unverbesserlichen anti-österreichischen Deutsch-Nationalismus deuten zu müssen (so geschehen im Jahre 2006 bei der Fußball-WM in der bunten Illustrierten News). Und sie haben nicht völlig Unrecht. Natürlich sind die Farben schwarz-rot-gold für den deutschbewussten Österreicher in Erinnerung an die Revolution von 1848 und die Ausrufung der Republik im Herbst 1918, bei der auch die deutsche Trikolore gezeigt wurde, ein emotionales Anliegen. Es ist aber auch schlicht und einfach die Tatsache, dass wenn schon keine österreichische Nationalmannschaft in der Lage ist, mitzuspielen, die bundesdeutschen eben ehesten „unsere Leute“ sind. Österreich hat ja aus einem ziemlich Anti-Piefke-Ressentiment prinzipiell für die Spanier, die Italiener oder die Portugiesen die Daumen gedrückt. Oder sind das nur die trivialen und späten Produkte eines anti-deutschen Selbsthasses, den man den Angehörigen der „österreichischen Nation“ nach 1945 anerzog.

Und es ist natürlich auch das effiziente und hervorragende deutsche Spiel, das den Autor dieser Zeilen zum Fan des schwarz-rot-goldenen Fußballs macht. Und die Tatsache, dass die Mannschaft noch weitgehend eine „deutsche“ ist und nicht nur eine Gladiatoren-Auswahl mit Migrationshintergrund.

Insgesamt aber ist diese Fußball-EM natürlich ein groß inszeniertes Ablenkungsmanöver in Hinblick auf die wahren Sorgen Europas. Der Zusammenbruch des Euros geht ungebremst weiter und das EU-Establishment setzt weiter auf Zentralisierung und Gleichmacherei statt zu erkennen, dass die vorschnelle Einführung einer Gemeinschaftswährung eben ein Fehler gewesen ist. In Brüssel ist man mit Blindheit geschlagen und hofft dies durch medial zelebrierte Spiele für die Massen zumindest für eine gewisse Zeit vergessen machen zu lassen. Und auch in Österreich selbst sind die politischen Debatten angesichts des Fußball-Interesses in den Hintergrund getreten. Wer interessiert sich noch für die „Affäre Graf“, wer für den parlamentarischen Untersuchungsausschuss, wer für den Beschluss der Regierungsmehrheit im Parlament über den europäischen Stabilitätsmechanismus? Mit Brot und Spielen lässt sich eben trefflich von den wirklichen Problemen ablenken. Und da sind Fußballmeisterschaften allemal gut dafür.


Das seltsame EU-Quartett

19. Juni 2012

Vier EU-Granden sind es, die gegenwärtig dem Vernehmen nach eine Neuausrichtung der europäischen Integration und damit der gesamten Entwicklung der Europäischen Union ausarbeiten sollen: Der unscheinbare Herr van Rompuy, seines Zeichens EU-Ratspräsident, der schmierige Herr Barroso, seines Zeichens EU-Kommissionspräsident, der gelackte Herr Dragi, seines Zeichens Chef der Europäischen Zentralbank und der mit allen Wassern gewaschene Herr Junckers, seines Zeichens der Chef der Eurogruppe.

Bis Ende Juni sollen sie angeblich den neuen großen Plan präsentieren und bereits jetzt hört man gerüchteweise aus den Kulissen, dass die Richtung ganz eindeutig in Hinblick auf weitere Zentralisierung bis hin zu den „Vereinigten Staaten von Europa“ gehen soll.

Man will also Teufel mit Beelzebub austreiben und das System der Brüsseler Gleichschaltung, das uns währungspolitisch in die Bredouille gebracht hat, weiter steigern statt es zu korrigieren. „Fiskalunion“ wird das heißen, „Wirtschaftsregierung“, „Bankenunion“ und so weiter. Der erst vor Jahr und Tag in Kraft getretene Vertrag von Lissabon, der seinerzeit vom EU-Establishment als Lösung aller Probleme angepriesen wurde, ist offenbar längst in Vergessenheit geraten. Ebenso der Vertrag von Maastricht, der seinerzeit dem Euro Stabilität verleihen sollte.

Wir dürfen allerdings getrost davon ausgehen, dass auch die neuen Pläne des infernalischen EU-Quartetts der Realität nicht standhalten werden. Das was gegenwärtig auf den Märkten, in den Börsen und bei den Ratingagenturen läuft, deutet ganz darauf hin, dass die Eurozone in der Form, in der wir sie bisher kennen, nicht überleben wird. Das Ergebnis der Griechenlandwahl, der drohende Zusammenbruch Spaniens, die sich zuspitzende Lage in Italien, aber auch die Situation mehrerer kleiner EU-Mitgliedsstaaten wie etwa Zyperns lassen nichts Gutes erwarten. Und bislang fällt den großmächtigen Eurokraten nichts anderes ein, als: die Deutschen sollen zahlen und mit ihnen die Österreicher, die Niederländer und die Finnen. Angela Merkl aber hat es bereits angedeutet: man müsse sich überlegen, welche Lasten Deutschland überhaupt noch tragen könne. Und hierzulande darf man ruhig mit Berlin mit-überlegen. Und wenn schon Herr Faymann den Kopf in den Sand zu stecken pflegt, soll wenigstens Frau Fekter mit der Berliner Kanzlerin mit-denken. Um die Notbremse zu ziehen ist es aber wahrscheinlich ohnedies bereits zu spät. Was uns bleibt ist allenfalls Galgenhumor.


Im Visier der Jagdgesellschaft

13. Juni 2012

Er sei so etwas wie ein juristischer Witwenschänder und Handtascherl-Räuber, überdies auch noch ein selbsternannter Winkeladvokat, der sich gewissermaßen hochstaplerisch in die Anwalts-Zunft eingeschlichen habe. All das muß sich Martin Graf dieser Tage jeden Morgen aufs Neue in den heimischen Mainstream-Gazetten anhören. Und er ist damit voll ins Visier der politisch korrekten Jagdgesellschaft geraten.

Der Autor dieser Zeilen weiß, was dies bedeutet. Vor gut zwanzig Jahren war er als „Umvolker“ auch für Wochen und Monate das Ziel diffamierender Medienberichte, wurde als Rassist und Rechtsextremist, als Nazi und unverbesserlicher Ausländerhasser denunziert. Jene ethnisch-kulturellen Überschichtungsprozesse, die er damals mit dem Wort „Umvolkung“ bezeichnen wollte, sind indessen längst von der Realität mehr als übertroffen worden und kaum jemand kritisiert ihn noch wegen seiner damaligen Aussagen.

Auch FPÖ-Chef HC Strache weiß, was es bedeutet, im Visier der Jagdgesellschaft zu stehen. Vor wenigen Jahren, als Jugendphotos von martialischen Waldspielen an die Medien gespielt wurden, wurde er auch wochenlang durch die Gazetten geprügelt und als Neonazi und Wehrsportler diffamiert. Auch er kann also nachfühlen, wie es Martin Graf gegenwärtig geht.

Wie es diesem geht, wenn er den Forderungen der Jagdgesellschaft nachkommt, konnte man indessen bereits erkennen, als er als Stiftungsvorsitzender zurücktrat: Es nützt gar nichts. Und wenn er nunmehr als Nationalratspräsident resigniert, wird das genauso wenig nützen. Dann wird man die Aufgabe des Nationalratsmandats fordern. Sollte er dem nachkommen, wird er weiterhin als Skandalpolitiker durch die Gazetten geprügelt.

Wenn man aber analysiert, wessen sich Martin Graf wirklich schuldig gemacht hat, bleibt kaum etwas übrig. Allenfalls Unvorsichtigkeit bei der Kontrolle seiner Berufsbezeichnung auf eingereichten Wahllisten – der Unterfertigte, der selbst etliche Male auf solchen kandidiert hat, hat dies ebenfalls noch niemals kontrolliert. Und natürlich die Gründung einer Stiftung auf Wunsch einer alten Dame, was in Zeiten der damals noch existenten Schenkungs- und Erbschaftssteuer (von 60 Prozent für Außenstehende) eine Idee war, die seinerzeit viele hatten. Bei der Debatte ist nämlich untergegangen, daß die alte Dame Martin Graf zeitweise offenbar auch als Erben einsetzen wollte. Aus heutiger Sicht mag die Stiftungsgründung und die Übernahme des Vorsitzes unklug gewesen sein. Unklug jedenfalls auch die offenbar nicht entsprechend erfolgte psychologische Betreuung der Stifterin. Und kein Mensch weiß, ob es Frau Meschar indessen Leid tut, daß sie einen Vernichtungsfeldzug gegen ihren einstigen Protegé losgelöst hat? Ein Vernichtungsfeldzug, der in erster Linie nur dazu dienen soll, jene Gesinnungsgemeinschaft zu schädigen, der sich die betagte Dame einst offenbar zugehörig fühlte.

Die Jagdgesellschaft triumphiert also vorläufig, die Freiheitlichen werden viel innere Solidarität benötigen und Martin Graf eine unglaublich dicke Haut, um all das durchzustehen. In unserer kurzlebigen Medien-Realität wird dies aber der Fall sein. Und als einzige Verliererin wird Frau Meschar übrig bleiben. Und das ist traurig.


Der Euro ist gescheitert

8. Juni 2012

Nun ist in Griechenland das Chaos perfekt: Nachdem die Regierungsbildung gescheitert ist, amtiert bis zu den erneuten vorgezogenen Neuwahen im Juni eine Übergangsregierung, mit der der Internationale Währungsfond nicht verhandeln will, und die Griechen selbst plündern ihre Konten. Es herrschen also Zustände, die wir eher aus Lateinamerika oder einem Dritte-Welt-Land kennen. Allerdings hätte die dramatische Lage in Griechenland verhindert werden können: Wäre Athen schon vor zwei Jahren, als die Krise begonnen hat, aus der Eurozone ausgeschieden und zur Drachme zurückgekehrt, hätten die Griechen mit der damit verbundenen Möglichkeit von Abwertungen die Chance gehabt, ihre Wettbewerbsfähigkeit zurückzugewinnen.

Die Krise in Griechenland ist aber auch ein Beweis dafür, daß der Euro in seiner derzeitigen Form gescheitert ist. Es hat sich als unmöglich erwiesen – worauf Eurokritiker wie die Freiheitlichen von Anfang an verwiesen haben – Länder ohne Berücksichtgung ihrer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit in einer Währungsunion zusammenzufassen. Und der Preis, den wir alle für das Versagen einer selbstherrlichen und realitätsfremden politischen Pseudo-Elite zu zahlen haben werden, wird sehr hoch sein. Österreich wird das Griechenland-Abenteuer wahrscheinlich rund zehn Milliarden Euro kosten, und der bekannte Wirtschaftsforscher Hans-Werner Sinn hält für die Bundesrepublik Deutschland wegen der übernommenen Haftungen, die nun schlagend werden könnten, sogar einen Betrag von einer Billion Euro für möglich.

Aufgrund des offenkundigen Scheiterns der Währungsunion werden die Versuche der Eurokraten , den dahingeschiedenen Patienten wiederzubeleben, nichts fruchten. Wenn Griechenland ein einmaliger Sonderfall bleiben soll, dann müssen endlich die rechtlichen Voraussetzungen für das Ausscheiden von Mitgliedern aus der Währungsunion geschaffen, oder noch besser, die Eurozone neu strukturiert werden.


Die Krise hat uns eingeholt

4. Juni 2012

Ach, was haben sie doch groß und wohltönend daher geredet, die EU-Fanatiker und EURO-Phoriker: Es sei doch bloß Angstmache, wenn EU-Kritiker von der Überdehnung der Währungszone gewarnt haben. Es sei nur lächerliche Unwissenheit, wenn die drohende Pleite Griechenlands an die Wand gemalt wurde. Und es sei schlicht und einfach undenkbar, dass ein Land aus der Euro-Zone ausscheiden müsse, geschweige denn, dass der Zusammenbruch der Gemeinschaftswährung drohen könnte.

Nun spricht man in den Mainstream-Medien längst davon, dass Griechenland so gut wie sicher pleite sei und zum Drachme zurückkehren müsse. Der bundesdeutsche Spiegel, zweifellos ein Leitmedium und die österreichische Presse – angeblich hoch seriös – verkünden durchaus kritisch, dass man auch den Gedanken hegen müsse, dass die Europäische Union ohne eine gemeinsame Währung auskommen sollte. Thilo Sarrazins neues Buch „Europa braucht den Euro nicht“ wird nach anfänglicher Hysterie längst wohlwollend besprochen und als durchaus vernünftig eingestuft und allenthalben scheint man sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass es mit dem Euro und damit mit Europa nicht so weitergehen könne, wie bisher.

Spätestens nach der Griechenland Wahl am 17. Juni werden wir wissen, ob es für ein Euroland einen geordneten Staatsbankrott und einen ebenso geordneten Austritt aus der Währungszone mit der damit verbundenen Rückkehr zur nationalen Währung geben kann. Gewiss, alle wissen auch, dass dies ein teurer Spaß für das übrige Europa wird, wohl aber trotzdem die einzige Möglichkeit für Griechenland, sich mittelfristig zu sanieren und für die Eurozone wieder auf die Beine zu kommen. Offen ist allerdings was mit Portugal und Irland und in der Folge mit Spanien und Italien sowie auch Frankreich geschieht. Lässt sich die Gemeinschaftswährung gesund schrumpfen und mittels strenger Budgetdisziplin aller Beteiligten, sowie gepaart mit entsprechenden Wachstums-Konzepten doch noch sanieren? Oder ist der Abmarsch in eine harte Nord-Währung, die letztlich nur von wenigen Staaten rund um Deutschland getragen werden kann, bereits programmiert?

Fest steht allerdings auch heute schon, dass das EU-Establishment in weiterer Zentralisierung bis hin zu einer angeblich „wirklichen politischen Union“ das Heilmittel sieht und nicht gewillt ist, aus der Krise die Lehre zu ziehen: Dass eine Renationalisierung weiter Bereiche auch der Währung die europäische Integration nicht behindern müsste, sondern viel mehr auf einen vernünftigen Weg bringen könnte.