Rot-weiß-rote Neidgenossen

27. August 2013

Bösartige Kritiker des österreichischen Nationalcharakters – wenn es denn solche gibt – behaupten, dass die Volkstracht der Austriaken die Niedertracht sei und ihre hervorstechendste Eigenschaft der Neid. Das mag nun übertrieben sein, Tatsache ist allerdings, dass man hierzulande tatsächlich auf jeden Erfolg, auf jede hervorragende Leistung, auf jedes Glück, jedes Geschick neidisch ist. Und der Typus des Neiders findet sich durch alle Bevölkerungsgruppen, durch alle Berufe und Altersschichten.

Es gibt allerdings nur eine politische Partei, die dabei ist, aus diesem Neid ein politisches Programm zu machen: die heimische Sozialdemokratie. Die gute alte Tante SPÖ, die sich seit den Tagen Viktor Adlers und Otto Bauers als Arbeiterbewegung verstand, ist längst eine solche der Neider geworden. Die vermeintlich zu kurz gekommenen, die Glück- und Erfolglosen, sollen hier offenbar nach Ansicht der roten Wahlstrategen den Kern eines neuen Elaborats bilden, welches das einstige Proletariat zu ersetzen hat. Nicht nur die immer zahlreicher werdenden Angehörigen des neuen Prekariats, jener also, die von staatlichen Transferleistungen leben, fühlen sich hier angesprochen, sondern schlicht und einfach die Missgünstigen. Jene, die den Reichen den Reichtum, den Erfolgreichen ihren Erfolg, den Schönen ihre Schönheit und ganz global den Glücklichen ihr Glück neiden.

Nun wissen wir nicht, ob es tatsächlich ein entsprechendes Strategiepapier, Beschlüsse irgendwelcher roter Spin-Doktoren oder gar Abmachungen der Parteigranden gibt, die sich auf ein solches Konzept geeinigt hätten. Die Konzentration auf Reichensteuer, auf die Millionärsjagd und auf die Banken-Kriminalisierung lässt zumindest den Schluss zu, dass man mehr oder weniger bewusst auf den Neid als primäres Wahlmotiv zu setzen gewillt ist.

Gewiss, die SPÖ bleibt auch die Partei der letzten versprengten Linken und Alt-68er – soweit sie sich nicht bei den Grünen sammeln – sie vertritt die Masse jener Pensionisten, die auf ihre wohl erworbenen Rechte pochen und vor jeder Reform, vor jeder Veränderung Angst haben. Und sie vermag einen Teil jener Neo-Österreicher mit Migrationshintergrund anzusprechen, die das Gefühl hat, die SPÖ sei noch immer eine Vertretung für unterprivilegierte Schichten. Aber auch bei all diesen Wählergruppen ist der Neid auf die Erfolgreichen, auf die Besitzenden, auf die ach so bösen Reichen eine der primären Triebkräfte.

Beruhigt könnte man nunmehr meinen, auch das seien kaum mehr als dreißig Prozent. Weniger erfreut allerdings muss man schon feststellen, dass es eben für die stärkste Partei im Lande reichen dürfte. Der rote Spitzenkandidat Faymann, der zentrale Drahtzieher Häupl, Wahlkampfmanager Darabos und all die hochbezahlten Berater, die hinter der Kampagne stehen dürfen sich also freuen. Als österreichischer Patriot allerdings könnte man in Trübsinn verfallen, wenn der Neid tatsächlich zur politischen Haupttriebfeder im Lande werden sollte.


Nach der großen Hitze

14. August 2013

Nun hat der sogenannte Jahrhundertsommer also seinen Höhepunkt überschritten, die unerträglichen Tropennächte und die Temperaturen bis 40 Grad sind nur mehr eine schwüle Erinnerung. Und die Tage in denen das Hauptgesprächsthema von Herrn und Frau Österreichern das Wetter war sind auch vorbei. Wir können uns also getrost den ganz normalen Themen und damit auch den Niederungen der heimischen Innenpolitik zuwenden und uns daran erinnern, dass wir in kaum sechs Wochen ein neues Parlament wählen.

Die Ausgangsposition dafür hat sich seit dem Anbruch der Sommerpause nicht wesentlich verändert. In den Umfragen steht nach wie vor die Sozialdemokratie an erster Stelle, gefolgt von der ÖVP und den freiheitlichen Herausforderern. Die Grünen, auch wenn sie medial noch so hochgelobt werden, bleiben abgeschlagen vierte, das Team Stronach dürfte es wohl schaffen, wenn auch längst nicht so triumphal wie angenommen und das BZÖ sowie einige andere Neugründungen dürften wohl unter der vier Prozent Hürde bleiben. Soweit so uninteressant.

Mehr Augenmerk erfordern allerdings die Ereignisse, welche den Wahlkampf und in der Folge auch das Wahlergebnis sehr wohl beeinflussen könnten. So etwa der mediale Wirbel um die Abschiebung einiger Votivkirchen-Asylanten. Sie konnten nicht nur keine Asylgründe nachweisen, sie waren mutmaßlich auch Teil einer international agierenden Schlepperbande. Nicht nur dass die Debatte um diese Vorgänge den Freiheitlichen Heinz-Christian Straches wieder helfen könnte, nein, es hat den Österreichern auch klar gemacht, dass dieses medial unterdrückte Thema, das man mit Hilfe des Polit-Jüngels Kurz auf eine harmlose Ebene zu schieben versuchte, eines der Hauptprobleme der Republik bleibt. Illegale Zuwanderung, Asylbetrug und fragwürdiger Familiennachzug haben die Bevölkerungszusammensetzung der Republik nachhaltig verändert und uns gigantische kulturelle und soziale Probleme beschert. Man darf gespannt sein ob der Wähler jene politischen Kräfte, die dafür verantwortlich sind, abstrafen wird.

Und dann ist da noch die EU-Krise. Sie hat sich auch in den Sommer-Hitzeschlaft vertschüsst, entwickelt sich aber auch im Tiefschlaf munter weiter – wie ein Krebsgeschwür. Beschönigende Kurzmeldungen aus Griechenland und anderen Ländern werden uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass unmittelbar nach der deutschen Wahl die Krisendebatte aufs allerheftigste wieder aufflammen dürfte. Dann wird man uns und den anderen Nettozahlern wohl Euro-Bonds aufs Auge drücken und damit eine weitere Vergemeinschaftung der Schulden zu unseren Lasten durchführen. Die etablierten Parteien und ihre medialen Sprachrohre werden natürlich versuchen, dieses Thema im Wahlkampf möglichst gar nicht anzusprechen. Man darf gespannt sein, wie weit der gelernte Österreicher schlau genug ist, um dieses existentielle Thema nicht zu vergessen.

Nach der großen Hitze werden die Österreicher sich jedenfalls all dieser mehr oder minder unerfreulichen Themen entsinnen müssen. Es wird uns allen nichts anderes übrig bleiben.