Wie heißt es so schön auf einer der Tafeln der Demonstranten gegen den deutschen Bundesbanker und ehemaligen Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin: „Sarrazin, halt’s Maul“. Das, was der sich so kühl gebende Altsozialist sagt, darf also nicht gesagt werden. Kritik an der Zuwanderung, Kritik am Zuwanderungsislam, ist politisch korrekt unerwünscht. Oder was der belgische EU-Kommissar Karel de Gucht dieser Tage äußerte, dass es nämlich eine jüdische Lobby in Washington gäbe, die großen Einfluss habe, ist ebenso verpönt, wird sofort als Antisemitismus angeprangert. Oder das einigermaßen einfältige Computerspiel „Minarett ba ba“ (einfältig weil nach Ansicht des Autors alle Computerspiele einfältig sind). Das muss sofort Offline gestellt werden, es stelle menschenverachtende Hetze dar.
Drei Beispiele von vielen, wo deutlich wird, dass die Freiheit des Denkens – und da eben nach außen registrierbar – des Redens in unserer Zeit zunehmend eingeschränkt werden. Die zeitgenössische political correctness erweist sich als Instrument einer geradezu Orwell’schen Gedankenpolizei, als post-moderne Inquisition, die immer heftiger gegen Verstöße auftritt. Sarrazin wird aus seinem Amt geworfen, aus seiner Partei eliminiert, ob der Kommissar de Gucht diesen Sager überleben wird, darf man gespannt abwarten und der für das Computerspiel verantwortliche steirische FPÖ-Chef wird von der Staatsanwaltschaft von Amts wegen verfolgt. Der einstige freiheitliche Rechtsstaat ist längst zu einem zeitgeistig politisch-korrektem Behördenapparat verkommen. Linke Staatsanwälte und angepasste Richter heulen mit den Wölfen.
Was darf man überhaupt noch sagen? Das Wort „Jude“ oder „jüdisch“ nimmt man tunlichst gar nicht mehr in den Mund. Wer behauptet es gäbe „jüdischen Einfluss“ – gleich wo – ist ebenso Antisemit wie der, der behauptet, Juden seien besonders intelligent! Grotesk! Den Begriff „Ausländer“ hat man ebenso wenig in den Mund zu nehmen. „Überfremdung“ gilt vollends als rassistisch, von „Umvolkung“ brauchen wir gar nicht mehr zu reden. Gegenwärtig scheint sich anzubahnen, dass man auch die Begriffe „Islamismus“, „Moschee“ und „Minarett“ nicht mehr benützen darf, geschweige denn in irgendeinem kritischen Kontext verwenden kann. Die Tugendwächter der political correctness in den Medien, in den Parteisekretariaten, aber auch im Bereich der Justiz haben es geschafft, eine Erregungskultur der Alarmisten zu etablieren, die sofort in lautstarkes Geheul ausbricht, um den allfälligen Tabubrecher zu orten und zu eliminieren.
Gleiches geschieht natürlich in Hinblick auf das Problem der Roma. Man blicke gegenwärtig nach Frankreich, wo Präsident Sarkozy sein Umfrage-Tief damit zu bekämpfen hofft, verstärkt für Sicherheit zu sorgen und in diesem Zusammenhang die Abschiebung von illegal in Frankreich befindlichen Roma betreibt. Seine politischen Gegner benutzen die Gelegenheit, um innenpolitisches Kleingeld zu wechseln und organisieren große Anti-Rassismus-Demonstrationen, in denen jeder Kritiker von allfälligen Missständen im Zusammenhang mit der Präsenz von „Zigeuner“ als wüste Rassisten angeprangert wird. Allein die Benützung des Worts „Zigeuner“ ist ja bekanntlich ebenso stigmatisiert wie jene des Worts „Neger“. Über die verzweifelten Witze, was denn mit dem „Zigeunerbaron“ und dem „Negerbusserl“, den „Mohrenköpfen“ und „Zigeunerschnitzeln“ zu geschehen habe, brauchen wir gar nicht mehr einzugehen. Sie stellen nur mehr eine Art von müdem Galgenhumor dar, der die Gedanken- und Redefreiheit nicht retten wird können.
Interessant ist in dem Zusammenhang auch, dass die politisch-medialen Machthaber im Zuge dieser neuen Verschärfung der political correctness nicht davor zurück schrecken, die überwiegend breite Mehrheit der Bevölkerung vor den Kopf zu stoßen. In der Bundesrepublik etwa haben wir erfahren, dass 90 Prozent der Publikumsreaktionen sich für Sarrazin ausgesprochen haben. Die politische Klasse allerdings hat die Abstrafung des Nonkonformisten gnadenlos durchgezogen. Auch in allen übrigen europäischen Ländern wissen wir, dass die Menschen quer durch alle Bevölkerungsschichten die Probleme um Islamisierung, um Massenzuwanderung, um unangepasste Roma, um das Entstehen von islamischen Parallelgesellschaften etc. sehr wohl kritisch erkennen und weitgehend ablehnen. Die politischen Klassen – politisch korrekt bis zum Kotzen – jedoch haben beschlossen, das zu ignorieren und entgegen jeglicher Demokratie den neuen Kult der political correctness um jeden Preis durchzusetzen – auch um den Preis der Demokratie.