Der Teufel schläft nie

22. Dezember 2021

Über Geheimgesellschaften, ­Verschwörungstheorien und den Generalstab des Bösen

Verdammnis, Hölle und Teufel sind ziemlich aus der Mode gekommen – selbst in der Katholischen Kirche. Satan und Ischariot, der Versucher, der Herr der Fliegen, spielt im zeitgenössischen spirituellen Diskurs keine Rolle. Er, der das Böse verkörpert, als Gegenpol zum gütigen Gott, droht in einer Welt, in der die Gutmenschen, (selbst-)gerecht den Ton angeben, in Vergessenheit zu geraten. Dabei versteht es Satan wie kein anderer – ob Erzengel oder gefallener Engel – in vielerlei Gestalt auch in unseren Tagen aufzutreten. Da mag er vielleicht in den Jahren 2007/2008 in der Finanzkrise im Gewande eines Investmentbankers erschienen sein, oder im Jahre 2015 in der Flüchtlingskrise als Boss einer internationalen Schlepperbande oder vielleicht auch als Spin-Doktor im Umfeld des Bundeskanzlerin Merkel. Und in unseren Tagen könnte er vielleicht als Vorstandsvorsitzender eines internationalen Pharmakonzerns oder gar als Virologe erscheinen, was weiß man. Der Teufel schläft jedenfalls nicht, auch wenn wir heutzutage meinen, er sein gewissermaßen in die theologische Pension gegangen.
Das manichäische Erbe, welches auch im Christentum nachwirkt, die Unterscheidung zwischen Gut und Böse, zwischen Hell und Dunkel, wie wir sie auch aus dem Zarathustra-Kult kennen, existiert auch in unserer Welt, der scheinbar wohlwollenden und sie existiert mit Gewissheit in der uns verborgenen Welt der Geheimgesellschaften. Ob die Templer nun das Grab Christi zu schützen hatten oder doch die alttestamentarische Bundeslade oder gar den heiligen Gral, ob die Freimaurer die Veredelung des Menschen bezweckten oder irgendwelche Logen und Orden anderer Art verborgene Ziele zu verwirklichen trachten, immer ging und geht es doch um Wege, um das Böse zu überwinden und zum Guten zu streben, von der Finsternis ins Licht gewissermaßen.
Nun wird manchen Geheimgesellschaften auch so etwas wie ein Teufelskult, Satanismus eben nachgesagt. Mit diesem Argument etwa vermochte der französische König Philipp IV. im 14. Jahrhundert den Templerorden zu verbieten, die einzelnen Ordensritter zu verfolgen, den Großmeister hinzurichten und deren Vermögen zu beschlagnahmen. Und Verschwörungstheorien unserer Tage – und diese blühen gerade im gewaltigen Maße – gehen zumeist davon aus, dass es so etwas wie einen Generalstab des Bösen gäbe, der dunkle, eben teuflische Ziele verfolge. Ob etwa Bill Gates – mutmaßlich auch so etwas wie eine Inkarnation von Satan – die Menschheit mittels Massen-impfung mit Mikrochips infiltrieren will, ob ein unheiliges Bündnis zwischen Regierungen und Pharmakonzernen mittels Impfzwanges globale Genmanipulationen durchführen will, all das fällt in den Bereich solcher mehr oder minder abstrusen Verschwörungstheorien, die gegenwärtig im Internet massenhaft kursieren.
So wie der Glaube und die Hoffnung die Gottesexistenz konstituieren, so ist es die Angst, die den Teufel gebiert. Angst vor dem Unerklärlichen, Angst vor dem scheinbar Unabwendbaren und die daraus resultierende Flucht in Verschwörungstheorien, die nach Schuldigen und Sündenböcken suchen.
Natürlich nährt die Heimlichtuerei von Geheimgesellschaften, die mangelnde Transparenz, was deren Ziele, deren Mitglieder und deren Riten betrifft, sie betreffen die Verschwörungstheorien. Und manches an den Gerüchten über klandestine Verbindungen und Verhaltensweisen von Geheimgesellschaften mag auch der Realität entsprechen. Da mögen verborgene Netzwerke wirksam werden, wenn es um Karriereförderung, Postenbesetzung oder auch Geschäftsanbahnungen geht. Dies liegt sowohl in der Natur des Menschen als auch im Wesen solcher Gesellschaften, dass man einander unterstützt, fördert und möglicherweise auch vor Angriffen beschützt.
Und die eine oder andere Verschwörungstheorie, die von Mainstreammedien und etablierter Politik abgetan oder gar heftig bekämpft wird, mag auch ganz reale Hintergründe haben. Natürlich gibt es Absprachen zwischen politischen Kräften oder auch in Wirtschaftskreisen, etwa um Wettbewerbsvorteile zu lukrieren oder etwa Bieter-Absprachen, wenn es um öffentliche Ausschreibungen geht. Und natürlich sind beispielsweise, wie gerade die jetzt im Fokus des Interesses stehenden Pharmakonzerne hoch kapitalistische, auf absolute Gewinnmaximierung ausgerichtete Institutionen. Ihnen mag das Wohl der Menschheit, die Gesundheit der Menschen selbst im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen, dessen ungeachtet aber stehen sie im weltweiten Wettbewerb, sind dem kapitalistischen Grundsätzen der freien Marktwirtschaft verpflichtet, sie wollen also in erster Linie Gewinn machen. Und dass dazu vielerlei Mittel und Wege recht und billig sind, möglicherweise jene, die ethischen Grundsätzen und auch gesetzlichen Vorgaben widersprechen, das steht außer Frage.
Und es mag auch internationale diskrete Gesprächsrunden geben, wie etwa das Weltwirtschaftsforum des ominösen Herrn Klaus Schwab, die so etwas wie den „Great Reset“ oder den neuen lenkbaren und manipulierbaren Menschen vielleicht nicht anstreben, so zumindest diskutieren. Gleich ob dies nun maßlos aufgeblasen Gerüchte sind oder ob es nun der Realität entspricht, es wird jedenfalls in den Bereich der Verschwörungstheorien verbannt und damit stigmatisiert.
In Zeiten allgemeiner Bedrängnis und unserer Tage der Pandemie und des damit verbundenen staatlichen Zwangsregimes bis hin zum Lockdowns blühen derlei Verschwörungstheorien in besonderem Maße. Und die Unterscheidung zwischen Lüge und Wahrheit und damit das Erkennen von Gut und Böse wird in solchen Tagen der Irrnis besonders schwer. Wem soll man glauben in Zeiten, da das Vertrauen in die Institutionen des Staates und in die etablierten Medienwelt dramatisch und das berechtigt geschrumpft ist? Nicht zufällig wird das Böse, wird der Teufel als der große Versucher betrachtet, und dieses Böse bedarf keines Generalstabs. Es ist gewissermaßen selbstorganisierend und hat über eigendynamische Interessen, die der menschlichen Planung nicht bedürfen. Das sind beispielsweise verschiedenste ökonomische Interessen, eben solche der Gewinnmaximierung, die sich hier bündeln und den Effekt einer generalstabsmäßigen Planung haben.
Wenn etwa derlei ökonomische Interessen mit parteipolitischem Kalkül zusammenfallen, Streben von Machterhalt von einzelnen Parteien und einzelnen Politikern, kann dies eine unheimliche Allianz zeitigen, die ebensowenig der generalstabsmäßigen Planung bedarf, sondern eben durch Eigendynamik funktioniert. Der Verschwörungstheoretiker nunmehr bedarf der Sündenböcke, um derlei Vorgänge erklären zu können. Dabei ist es schlichtweg das Böse, das hier aktiv ist und eigenständige Kraft entfaltet. Der Teufel schläft eben nicht, oder wie es Goethes Mephisto im „Faust“ ausdrückt: „Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ Das kann uns Hoffnung geben.


Angst oder Hoffnung

22. Dezember 2021

Weihnachten – da war doch einmal etwas. Das war doch nicht nur das heimelige Familientreffen in idyllischer Winterlandschaft, das war nicht nur Kaufrausch inmitten von ­neonerleuchteten Weihnachtsmännern und Duracell-Rentieren, das war nicht nur tausendfach „Jingle Bells, Jingle Bells“ auf allem Sendestationen und den Beschallungsanlagen der Supermärkte. Das war doch einst das Fest der Hoffnung, der Hoffnung auf die Ankunft des Messias, der die Menschheit erlösen sollte, ein Fest, bei dem der Stern von Bethlehem der sündigen, der geplagten, der leidenden Menschheit das Licht des Hoffens bescheren sollte.
Diesmal soll es ein Fest der Angst werden. Angst vor der Omikron-Variante, Angst vor einem neuerlichen Lockdown, Angst vor einer neuen Verschärfung der Corona-Maßnahmen.
London habe wegen Omikron den Notstand ausgerufen. In Corona-Vorzeigeländern breite sich die neue Variante sprunghaft aus und auch hierzulande, in Österreich, gebe es auch Dutzende, wenn nicht gar Hunderte Omikron-Fälle. Und diese Mutante des Virus sei um ein Vielfaches ansteckender als die bisherigen und – der eine oder andere Virologen-Guru – wir müssten mit Zehntausendenden täglichen Infektionen rechnen. Die Mainstream-Medien, die etablierte Wissenschaft und die Politik steigern sich in gegenseitigem Wechselspiel in eine Panik hinein, die das Weihnachtsfest zu überschatten droht. Nachdem die Regierung den Menschen für das neue Jahr mit einem Impfzwang droht, ist allerdings die übelste Meldung im Zusammenhang mit Omikron, dass diese Impfung nur mehr bedingt oder gar nicht dagegen schützt, zumindest der erste und zweite Stich nicht. Und erst der dritte Stich, der sogenannte „Booster“, könnte zumindest zu 70 Prozent vor Infektion mit Omikron bewahren. Ob angesichts dieses ernüchternden Befunds der Impfzwang verfassungsrechtlich auch nur einigermaßen zu halten vermag und vor allem, ob man damit die Impfskeptiker damit noch überzeugen kann, sich das Vakzin zu holen, darf bezweifelt werden.
Nachdem Weihnachten aber das Fest der Hoffnung – und nicht der Angst – ist, könnte man den Menschen durch Politik und Medien vielleicht vermitteln, dass es doch gewisse Indizien dafür gibt, dass die neue Corona-Mutante höchstwahrscheinlich eher mildere Verläufe nach sich zieht. Und unentwegte Optimisten meinen sogar, sie könnte sogar der „Gamechanger“ sein, indem sie zu einer weitgehenden Durchseuchung der Bevölkerung sorgt, ohne gleichzeitig das Gesundheitssystem, Krankenhäuser und Intensivstationen zu überlasten. Wir könntene die Herausforderung dieser neuen Corona-Variante mit Vorsicht und Umsicht, mit Klugheit und gegenseitiger Rücksichtnahme überstehen, ohne neuerliche Maßnahmen, ohne Stigmatisierung breiter Bevölkerungskreise und ohne das Neurotisieren unserer Kinder. Weihnachten ist nämlich – wie gesagt – das Fest der Hoffnung und nicht der Angst.


Panikgesetzgebung

15. Dezember 2021

Da wirft eine Ministerin dem Oppositionsführer vor, dass „Blut an seinen Händen“ klebe, und dieser gibt retour: „Sie habe Mist im Hirn.“ Dass diese beiden Politiker, immerhin zweier relativ großer politischen Parteien, wohl nie mehr konstruktiv miteinander reden werden können, ist klar. Da gab es keine sachliche Auseinandersetzung, keine Meinungsdifferenz, da gibt es nur persönliche Beleidigung und Kränkung.
Und so wie an der Spitze der politischen Pyramide verhält es sich in der breiten Bevölkerung. Da gibt es für die Geimpften wieder Freiräume, der Lockdown ist zu Ende, die Ungeimpften haben weiter Ausgangsverbot. Da sorgt die Regierung offenbar ganz gezielt für die Ausgrenzung immerhin eines Drittels der österreichischen Bevölkerung, und in dieser selbst wachsen die Kluft und die Wut auch.
In Kreisen der Geimpften, so hört man immer wieder, wächst der Groll über die Ungeimpften, denen sie angeblich die Fortdauer der Pandemie zu verdanken hätten. Und für die Fanatiker unter den Ungeimpften sind die Geimpften gewissermaßen totgeweiht, und jene Ärzte, die sie impfen, Mörder.
Und in den Sozialen Medien im Internet, dieser Kampfstätte der ungefilterten und unkontrollierten Meinungs-Brutalos, wächst der Unmut von Tag zu Tag.
Und ebenso auf der Straße, wo es wöchentlich zu gewaltigen Demonstrationen jenes Teils der Bevölkerung kommt, der gegen das Zwangsregime der Regierung auftritt. Auch bei ihnen gibt es an den extremen Rändern Hasserfüllte. Und andererseits schlägt ihnen von den Medien und von den etablierten politischen Bereichen ihrerseits wiederum Hass entgegen.
Eine zunehmend gespaltene Gesellschaft also, und dieser Befund ist nicht neu, er ist jeden Tag in den Gazetten zu lesen und wird von den politischen Exponenten, bis hin zum Bundespräsidenten, häufig bemüht. Doch wer macht etwas dagegen?
Die etablierten Medien schüren diese Konflikte, die Regierungspolitik ist offenbar vom Groll gegen die aus ihrer Sicht Unbelehrbaren geprägt.
Und die Freiheitlichen, die ja in dieser Frage die einzige Opposition sind, sehen in diesem Alleinstellungsmerkmal breite Massen von Wählern, die für sie zu vereinnahmen sind, zu denen sie zuvor keinen Zugang hatten.
Nun ist ein Schneeball – in den Mainstream-Gazetten heißt es ein Eisbrocken –, der auf einen Journalisten bei einer Demo geworfen wird, längst kein Bürgerkrieg, und es ist bewundernswürdig, wie friedlich im Grunde diese Großdemonstrationen mit zehntausenden Menschen verlaufen. Kaum Übergriffe, kaum Sachschäden, kaum Gewalt und auch keine Eskalation von Seiten der Exekutive.
Dennoch ist es für Österreich, das über Jahrzehnte in der Zweiten Republik von friedlicher Konsenspolitik und im Wesentlichen vom parlamentarischen Interessensausgleich geprägt war, ein Novum, dass hier Woche für Woche in der Bundeshauptstadt, aber auch in anderen größeren Städten des Landes Zehntausende gegen die Regierung demonstrieren. Dies kannte man allenfalls in deutlich kleineren Ausmaß von den Donnerstagsdemonstrationen gegen die erste schwarz–blaue Koali­tion unter Wolfgang Schüssel und von den ultralinken Krawallen gegen den Opernball oder den Ball des Wiener Korporationsringes. Nun kommen die derzeitigen Demonstrationen aus der Mitte der Gesellschaft und wohl auch von Rechts gegen die Regierung und gegen die Mainstream-Medien, denen die Demonstranten „Fake News“ vorwerfen.
Das Demonstrationsrecht ist ein demokratisches Grundrecht, und demokratischer Widerstand gegen Zwangsmaßnahmen, wie es die Zwangsimpfung zweifellos ist, ist legitim, ist ein Teil unseres demokratischen Gefüges. Und die Regierung solltebedenken, dass man die Zahl derer, die auf die Straße gehen, wohl mal zehn hochrechnen muss, dass hier für hunderttausend, die demonstrieren, wohl mindestens eine Million im schweigenden Bereich existieren, die genau so denken. Die gegenseitigen Aversionen aber, die Wut, die dahinter steht, die sollte man nicht weiter wachsen lassen.
Diese Spirale gilt es, ehestmöglich zu durchbrechen. In erster Linie ist hier wohl die Regierung in der Pflicht, die schnellstens einsehen sollte, dass sie nicht jene Teile der Bevölkerung, die nicht bedingungslos ihren Maßnahmen folgen, ausgrenzen und diffamieren darf. Und auch die Coronamaßnahmen-feindliche Opposition wäre gut beraten, eine Politik der Vernunft und des Ausgleichs einzuschlagen. Österreich ist kein Land, das auf Dauer von wechselseitigem Aggressionen beherrscht werden sollte.


Wir sind so verletzlich …

15. Dezember 2021

Über die Gefahren unserer Hightech-Zivilisation

Der Wiener Soziologe und Anthropologe Roland Girtler hat einmal bemerkt, dass im Leben der einfachen bäuerlichen Bevölkerung sich seit den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts in wenigen Jahrzehnten mehr geändert habe als im Zeitraum davor von der Jungsteinzeit an. Was die Ernährung, die Arbeitsweise, den Tagesablauf, die Kleidung der Menschen betreffe, sei über Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende für diese einfachen bäuerlichen Menschen alles gleich gewesen. Und danach hat die industrielle Revolution in kaum einem halben Jahrhundert nicht nur das Leben der bäuerlichen Bevölkerung, sondern unser aller Leben in einem Maße verändert, das zuvor kaum vorstellbar war.
Noch in den Jahren der Not und des Mangels etwa zischen den beiden Weltkriegen oder in der Nachkriegszeit gab es Möglichkeiten der Selbstversorgung, die den Menschen auch bei Zusammenbruch der staatlichen Versorgung und des Wirtschaftsgefüges das Überleben ermöglichte. Ein paar Hühner, ein paar Kaninchen auf den Balkon, ein Sack Kartoffel im Keller und ein paar Dutzend Krautköpfe, ein Schaffell Sauerkraut und die Milch in der Milchkanne vom Bauern, gekühlt im Winter zwischen den Außen- und Innenfenster und Gemüse aus dem eigenen Garten. Und bei Waldspaziergängen sammelte man Fichtenprügel, die man zu Hause im Keller zerhackte, um den Kanonenofen in der guten Stube zu befeuern. Warme Pullover, Schals, Mützen und Handschuhe wurden selbst gestrickt. Und wenn der Strom ausfiel oder man noch gar keinen hatte, gab es Petroleumlampen und Kerzen. Und statt Radio und Fernsehen in den ambitionierteren Familien allenfalls Hausmusik.
Dieses Maß an Selbstversorgung ermöglichte bis hinein in die 50er Jahre, bis zum Beginn des Wirtschaftswunders auch in Notzeiten ein erträgliches Überleben der Menschen. Gewiss, in den Großstädten, in Wien etwa, war es in den ärgsten Notzeiten unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg wesentlich schwieriger. Da war der Wienerwald bereits teilweise abgeholzt und die Lebensmittelzuteilungen auf ein Maß reduziert, das zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben bedeutete.
Mit der Technisierung und in der Folge Digitalisierung unseres Lebens bis hinein in die kleinsten privaten Haushalte wurde diese Lebens- und Überlebensmöglichkeit allerdings sukzessive zurückgedrängt, ja sogar völlig ausgeschaltet. In jenen Siedlungsbauten und Wohnblocks, in denen ein Gros der Bevölkerung heute, nicht nur in den Großstädten, sondern auch in den Landstädten lebt, gibt es teilweise nicht einmal mehr Kamine, um im Falle des Ausfalls der diversen „modernen“ Heizungssysteme der winterlichen Kälte zu trotzen und damit ist bei Stromausfall zumeist auch die Unmöglichkeit gegeben zu kochen oder zumindest Wasser zu erhitzen. Gemüsegärten gibt es für die Masse der Bevölkerung überhaupt nicht mehr und das Halten von Kleintieren wurde auf Schmusekatzen und Haushunde reduziert, deren Verzehr erst bei Zuständen möglich wäre, wie sie etwa bei der Belagerung Leningrads im vergangenen Weltkrieg gegeben waren.
Nun gab es in unserer jüngeren zivilisatorischen Entwicklung immer wieder Phasen, wo diese Probleme erkannt wurden und wo es auch zu Gegenbewegungen kam. Die Tendenz in den 70er und 80er Jahren etwa zum „Aussteiger“ zu werden, sich irgendwelchen alternativen Gruppen anzuschließen, die zurück zur Natur, mittels einfacher Landwirtschaft Selbstversorgung pflegen wollten, gab es – zumindest an den Rändern der Gesellschaft. Und in der Ursprungsphase der Grünenbewegung war die Tendenz zurück zur natürlichen Nahrung, zu regionalen Produkten und zu Konsumverzicht ebenfalls feststellbar. Durchgesetzt hat sich dies alles in Summe und in der Breite der Masse der Bevölkerung allerdings nicht.
Diese lebt heute in einem ungeahnt hohen Maße abhängig von modernen, zumeist elektronisch gesteuerten Technologien und umfassenden Versorgungsketten, die den eigenen Lebensbereich weit überschreiten. Beginnend mit der Stromversorgung, die gewissermaßen die Basis für das tägliche Leben darstellt, ohne die es weder Information durch Radio, Fernsehen oder Computer gibt und auch kein Funktionieren der diversen technischen Geräte des Haushalts, ist der moderne Mensch – gleich ob arm oder reich – von Technologie und zentral gesteuerter Versorgung abhängig. Dazu kommt die Tatsache, dass die Lebensmittelversorgung über die Supermärkte ebenso zentral gesteuert ist und bei Ausfall etwa der Stromversorgung durch einen Blackout sehr schnell zusammenbrechen würde. Um diese überregionale Lebensmittelversorgung durch eine regionale zu ersetzen, bräuchte es große organisatorische Maßnahmen und Zeiträume, die im Falle eines Blackouts einfach nicht zur Verfügung stehen würden.
Seit dem Buch des österreichischen Journalisten Mark Elsberg mit dem Titel „Blackout“ können wir uns vorstellen, welche Folgen ein solcher wirklich hätte. Ohne die Dramatik des Romans, die insbesondere von einer Überhitzung der Atomkraftwerke im benachbarten Ausland ausgeht, ist in dem Buch doch eindrucksvoll geschildert, wie nach bereits wenigen Tagen nicht nur die Versorgung zusammenbräche, sondern auch Anarchie ausbrechen könnte. Zu denken gibt nun, dass in den letzten Wochen und Monaten von Medien und staatlichen Stellen das Thema „Blackout“ massiv gespielt wurde. Da gab es Übungen des Bundesheers, Anzeigen-Kampagnen in den Printmedien und diverse Berichte in Funk und Fernsehen. Verschwörungstheoretiker mutmaßten natürlich sofort, dass das nach der Corona-Pandemie die nächste Planung finsterer Mächte darstelle, womit sie die Menschen maßregeln und kujonieren wollten. Nüchternere Beobachter dieser Kampagne wiesen darauf hin, dass tatsächlich unsere hochtechnisierte Gesellschaft so verletzlich und anfällig für Störungen wäre und dass man bereits mehrmals an einem solchen Blackout beziehungsweise an einem flächendeckenden Stromausfall mit viel Glück vorbeigeschrammt wäre.
Und Vertreter des Zivilschutzes, die ohnedies über Jahre und Jahrzehnte zu wenig beachtet wurden, sahen ihre Stunde gekommen und wiesen darauf hin, dass man stärkere und intensivere Maßnahmen setzen müsse, um derlei Gefahren im Falle ihres Auftretens beherrschen zu können.
So wie man in den Jahren des Höhepunktes des Kalten Krieges auch hierzulande Atombunker baute und Schutzräume auch in Einfamilienhäusern, scheint sich nunmehr das Bewusstsein auszubreiten, dass man für einen drohenden Blackout doch in irgendeiner Art vorsorgen müsse. Indessen gibt es im Internet eine breite Szene, die für den Katastrophenfall Ratschläge gibt, die Überlebenspakete anbietet und Selbstversorgung für den Katastrophenfall propagiert.
Nun ist es sicherlich eine Tatsache, dass unsere übertechnisierte Welt mit den sensiblen elektronischen Systemen und den zentralen Störungsstellen im hohen Maße verletzlich ist. Ob dies jetzt nur eine Überlastung des Stromnetzes, ein Atomkraftwerksunfall im benachbarten Ausland oder gar ein Terroranschlag ist, der solch einen Blackout auslösen könnte, ist eine andere Frage. Unter Umständen reicht bereits extrem starker Schneefall, der – wie wir ja wissen – länger andauernden Stromausfall für ganze Täler und Regionen verursachen könnte. Und es bedarf daher nicht des Glaubens an irgendwelche Verschwörungen oder sinisteren Ziele dunkler Mächte, um sich im Sinne des Zivilschutzes gegenüber der Gefahr eines Blackouts zu wappnen.
Dabei wird es naturgemäß kein Zurück in die 50er Jahre und in die Selbstversorgerwirtschaft vergangener Epochen geben können, aber angefangen von der großen gesamtstaatlichen Wirtschaft bis hin zu den privaten Haushalten gäbe es doch Methoden und Mechanismen, die diesbezügliche Anfälligkeit unserer Gesellschaft zu minimieren.
Dies beginnt damit, dass regionale Selbstversorgung verstärkt werden könnte und man in höherem Maße regionale Produkte anbieten und kaufen sollte. Es geht weiter über vernünftige Vorratshaltung der privaten Haushalte und führt hin zu einer neuen Bescheidenheit, die vielleicht nicht Konsumverzicht bedeutet, aber die Fähigkeit zu Einschränkung, zur Beschränkung in der privaten Lebensführung bedeuten könnte.


Andreas Mölzer – In eigener Sache

9. Dezember 2021

Mit 69 Jahren, Teil einer Hochrisikogruppe, nach einer Pankreaskarzinomoperation, mit Diabetes mellitus und dadurch dramatisch geschwächtem Immunsystem habe ich mich im Mai/Juni 2021 zwei Mal mit AstraZeneca impfen lassen. Trotz Einhaltung aller gebotenen Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen infizierte ich mich im November nun mit Covid19.
• Einerseits fühlte ich mich wegen der mangelnden Wirksamkeit der Impfung betrogen.
• Andererseits muss ich annehmen, dass ich ohne die Impfung auf der Intensivstation gelandet wäre.
• Zwar konnte ich eine Hospitalisierung vermeiden, hatte aber einen höchst unangenehmen Verlauf mit totaler Schwäche, Fieber und beginnender Atemnot.
• Und ich erhielt dabei keinerlei Medikamentation und keine ärztliche Betreuung, konnte aber doch genesen.

Vor diesen persönlichen Hintergrund beteilige ich mich als Publizist an der politischen Debatte um die Corona-Maßnahmen der Regierung.
• Dabei habe ich in den mir zur Verfügung stehenden Medien („ZurZeit“, „Junge Freiheit“, „Oe24tv“, etc. …) die politische Linie der FPÖ, insbesondere Herbert Kickls „Plan B“ zwar differenziert, aber konsequent verteidigt.
• Das Ende des Zwangsregimes, flächendeckende Antikörper-Erhebung und frühzeitige medikamentöse Behandlung, durchaus verbunden mit positiver Akzeptanz der Impfung – als der „Plan B“ – erscheint mir ein vernünftiges Konzept zu sein.
• Die Impfung ist allerdings kein Allheilmittel und sollte freiwillig und beim Hausarzt erfolgen. Und ein Impfzwang ist wie jede Zwangsmaßnahme abzulehnen. Der demokratische Protest dagegen – auch bei Demonstrationen auf der Straße – ist absolut legitim!

Wenn nun in einer Sendung des ORF („Report“ vom 30. November 2021 und Ö1, Morgenjournal vom 1. Dezember 2021) aus einem halbstündigen Interview, in dem ich genau diese Absichten vertreten habe, einige Halbsätze herausgeschnitten werden, die den Eindruck vermitteln sollen, ich sei für den Impfzwang und gegen den Widerstand gegenüber den Regierungsmaßnahmen, so ist dies absolut irreführend.
• Tatsache ist, dass ich gegen den Impfzwang bin, allerdings auf Grund meines persönlichen Erlebens für eine Steigerung der Impfquote eintrete, um schwere Verläufe möglichst zu vermeiden.
• Tatsache ist weiters, dass ich den Protest und den Widerstand gegen das Corona-Regime der Regierung für absolut legitim und notwendig halte, solange dies friedlich und regelkonform erfolgt.
• Die Nichtbefolgung von demokratisch korrekt zu Stande gekommenen Gesetzen – auch wenn es Corona-Maßnahmen der Regierung betrifft – ist allerdings Rechtsbruch, den ich ablehne!

Was die erste Reaktion der FPÖ-Spitze auf meine solcherart entstellten Aussagen im ORF-Report betrifft, wonach diese „der DNA der FPÖ“ zuwider liefen, so halte ich auf diesem Wege fest:
• Als einer, der beinahe 50 Jahre Mitglied dieser Partei ist und sich von Berufs wegen als Publizist über Jahrzehnte und intensiv mit der dogmengeschichtlichen Einordnung des nationalliberalen Lagers und seiner politischen Parteien befasst hat, bin ich der Meinung, dass die DNA derselben primär auf der Meinungsfreiheit basiert.
• Die FPÖ kann keine linke Kaderpartei sein, bei der jeder Inhalt und jede politische Aussage von irgend­einem Zentralkomitee vorgegeben ist. Und wohin „message control“ führt, hat uns jüngst die türkise ÖVP demonstriert. Bei uns sollten das freie Wort und der tolerante und offene Diskurs herrschen.
• Das Dritte Lager und damit auch die FPÖ waren immer in hohem Maße wissenschaftsaffin. Für die Geisteswissenschaften forderte man daher die absolute Freiheit der Forschung und Lehre. Die Erkenntnisse der Naturwissenschaften wurden in unserem Bereich stets mit großem Interesse diskutiert und rezipiert. Daher sollten sich die Freiheitlichen davor hüten, in ein Klima der Wissenschaftsfeindlichkeit abzugleiten!
• Die Frage der Bürgerrechte und der Einschränkung der Grundrechte durch das Corona-Regime der Regierung als zentrale politische Problematik unserer Tage ist schlechthin die Herausforderung für eine freiheitliche Oppositionspartei. Die Beurteilung von Impfstoffen und Medikamenten hingegen ist nicht Aufgabe einer politischen Partei.


Schwarze Konkursverwalter und grüne Allmachtsphantasien

9. Dezember 2021

Da wurde also am Beginn dieser Woche die neue Regierungsmannschaft der ÖVP angelobt. Und der Haus- und Hofpolitologe des ORF, Professor Filzmaier, konstatiert, dass der neue Kanzler ganz sicher kein Gestalter sei, sondern eher ein Verwalter. Hinzufügen darf man allerdings, dass es sich dabei um einen Konkursverwalter handelt. Konkursverwalter nämlich des türkise Projekts, das sich da „neue Volkspartei“ nennt.
Tatsächlich beweisen nicht nur die Umfragen, dass die ÖVP längst im tiefen Tal der Wählergunst angekommen ist. Und es glaubt doch kein Mensch, dass eben dieser Karl Nehammer eine wirkliche Aufbruchstimmung für die ÖVP erzeugen könnte. Allzu negativ ist Nehammers Image als Polizeiminister, der die heimische Exekutive auf die eigene Bevölkerung gehetzt hat, um die Corona-Maßnahmen zu kontrollieren. Gegenwärtig wird sich die ÖVP gegen Neuwahlen wehren wie der Teufel gegen das Weihwasser, weil man ganz genau weiß, dass man eben eine schwache Mittelpartei würde und mit Sicherheit hinter der SPÖ läge.
Wirklich Neuwahlen will in dieser Situation ohnedies nur Herbert Kickls FPÖ, da sie mit Fug und Recht davon ausgehen kann, die coronamaßnahmen-kritischen Stimmen im Lande zusätzlich zum eigenen Stammwählerpotenzial einsammeln zu können.
Es sind allerdings die Grünen, die gegenwärtig aufgrund der Schwäche der ÖVP die österreichische Innenpolitik in erstaunlichem Maße dirigieren. Assistiert vom noch freundlicheren Großonkel in der Hofburg, der den grünen „Hype“ unterstützt, wo er nur kann. Die Umweltministerin Gewessler schaltet und waltet im Hinblick auf den Ausbau der österreichischen Infrastruktur ganz, wie sie will, ohne die geringste Rücksicht auf den schwarzen Koalitionspartner oder das rote Wien.
Und warum ist es möglich, dass die Grünen, in den Umfragen eine tendenzielle Zehn-Prozent-Partei, die Republik nach ihrem Gutdünken beherrschen? Na, weil der Schlüssel zu Neuwahlen ausschließlich bei ihnen liegt. Sie können jederzeit, wenn die Umfragen für sie günstig sind, den Neuwahlanträgen der Opposition zustimmen und die Österreicher damit an die Urnen rufen. Und tun werden sie das natürlich nur dann, wenn die Aussichten für sie selbst gut stehen und wenn sie in der Folge die Möglichkeit für das bundesdeutsche Modell hier in der Alpenrepublik sehen: eine Rot-Grün-Neos-Linksregierung.
Und damit dürfte dann die Stunde der schwarzen Konkursverwalter rund um Karl Nehammer vorüber sein. Das türkise Projekt ist abgewickelt, der türkise Ex-Messias ist wohl versorgt irgendwo in der Privatwirtschaft verschwunden.


Deutschland wird auch das überleben

9. Dezember 2021

Nun hat die Bundesrepublik Deutschland also eine neue Regierung. Der durchaus pragmatische Sozialdemokrat Olaf Scholz und der wirtschaftspolitisch zweifellos vernünftige Liberale Christian Lindner sind dabei wohl die Hoffnungsträger dafür, dass das Ganze in vernünftigen Bahnen bleibt. Dennoch ist es eine Links-Links-Koalition, in der einerseits eine längst nach Linksaußen abgerutschte SPD und die ökobolschewistisch orientierten Grünen das Sagen haben. Und das vor allem in gesellschaftspolitischer, kultureller und metapolitischer Hinsicht. Da ist die Legalisierung von Cannabis nur eine harmlose Facette eines Linkskurses, der insbesondere im Bereich der Zuwanderung Tür und Tor öffnet. Die Willkommenskultur, wie sie Frau Merkel unseligen Angedenkens im Jahr 2015 initiiert hatte, wird nunmehr staatlich und rechtlich institutionalisiert. Die Verleihung der deutschen Staatsbürgerschaft, die in früheren Zeiten vom ius sanguinis, vom Geblütsrecht der Abstammung abhängig war, soll nun nach wenigen Jahren vollzogen werden können. Und aus einer Wohnbevölkerung von rund 82 Millionen Menschen, von denen ein Viertel bis ein Drittel bereits Migrationshintergrund hat, wird somit eine Staatsnation nach dem ius soli begründet, deren multiethnische Herkunft die abfällig als „Biodeutsche“ bezeichneten Menschen nach und nach marginalisierten dürfte.
Was hat Deutschland, was hat das deutsche Volk im Lauf seiner leidvollen Geschichte schon alles erlebt und verkraftet? Wir wissen, dass der Dreißigjährige Krieg die deutsche Bevölkerung um nahezu zwei Drittel reduzierte, wir wissen, dass Jahrhunderte vorher die Pest weite Bereiche Deutschlands entvölkerte und wir kennen die horrenden Opferzahlen all jener kriegerischen Einfälle aus dem Osten, die beginnend mit den Magyaren im 9. und 10. Jahrhundert über die Mongolen im 13. Jahrhundert, bis hin zu den Türken im Spätmittelalter und beginnender Neuzeit zu verzeichnen waren. Und wir wissen, dass am Ende des Zweiten Weltkriegs und unmittelbar danach Millionen Deutsche aus ihrer Heimat in den Ostgebieten vertrieben wurden. Seuchen und Massenmord, sei es aus konfessionellen Gründen oder auf Grund kriegerischer Einfälle, stellen zwar katastrophale, aber vom deutschen Volk überwundene Krisensituationen dar.
Und auch im Hinblick auf die ethnisch-kulturelle Zusammensetzung dieses deutschen Volkes und auf die Erhaltung der deutschen Kultur gibt es in einer tausendjährigen Geschichte Ereignisse sonder Zahl, die existenzbedrohend waren. Schon das Zusammenwachsen der deutschen Stämme von Franken, Sachsen, Bayern und Alemannen zu einem Volk mit einer gemeinsamen Sprache, eben diotisk, der Volkssprache, war keineswegs selbstverständlich und erfolgte über Jahrhunderte unter großen Schwierigkeiten. Die deutsche Ostkolonisation hinein in den Bereich der slawischen Welt und weiter in die Assimilation war ein weiterer Schritt verbunden mit großen Umwälzungen. Dass sich dann über die Luther–Bibel das Neuhochdeutsch zwischen Nordsee und Alpen durchsetzte, grenzt auch an ein Wunder.
In all diesen Jahrhunderten hatte der deutsche Volkskörper Elemente durch Zuwanderung oder auch durch eigene Ausdehnung zu integrieren. Romanische Restbestände in den Alpen und südlich der Donau, Slawen im Osten und im Südosten, in der Neuzeit dann die französischen Hugenotten im französischen Bereich, im habsburgischen Vielvölkerstaat Zuwanderer aus allen Nationen dieses Herrschaftsbereichs, im Wilhelminischen Deutschland schließlich polnische Arbeiter, die ins Ruhrgebiet zogen. All diese Elemente hatten auf die ethnische Zusammensetzung und auf die Kultur, auf den Lebensstil und die Religion des deutschen Volkes ihren speziellen und eigenen Einfluss. Letztlich aber integrierten sie sich, ja assimilierten sich und wurden so solcherart Teil dieses deutschen Volkes.
Obwohl dieses deutsche Volk im 19. Jahrhundert gewissermaßen als Zuspätkommender der europäischen Geschichte mit der Gründung des kleindeutschen Bismarck‘schen Nationalstaates eine ungeheure Woge des Widerstands gegen die Quasihegemonie dieses Deutschen Reichs in Europa auslöste, eine Woge des Widerstands, die schließlich in der Einkreisung und dem Ersten Weltkrieg mündete, und obwohl dieses deutsche Volk vereint im Zweibund zwischen Wilhelminischem Deutschland und Habsburger Monarchie diesen Ersten Weltkrieg mit ungeheuren Opfern verlor und schließlich nach dem Irrweg des NS-Totalitarismus auch einen Zweiten Weltkrieg zu erleiden hatte und schließlich mit ungeheuren territorialen und menschlichen Opfern aus diesen beiden Weltkriegen hervorging, überlebte es und blieb mit tendenziell hundert Millionen Menschen deutscher Muttersprache das größte Volk in Europa.
Geteilt und fremdbestimmt überlebte es die Nachkriegszeit, die Jahre des Kalten Krieges und der bipolaren Konfrontation der beiden Supermächte gewissermaßen als Frontstaaten BRD und „DDR“. Nach der kleindeutschen Wiedervereinigung des Jahres 1990 setzte allerdings eine Periode der Zuwanderung, nicht nur aus Osteuropa und aus der Balkanregion, sondern aus allen Teilen der Dritten Welt ein, die innerhalb von nur drei Jahrzehnten die ethnische Substanz der deutschen Wohnbevölkerung grundlegend veränderte. Bei gleichzeitiger Kinderlosigkeit und Überalterung und der damit gegebenen Schrumpfung der autochthonen deutschen Bevölkerung hat die in verschiedene Wellen erfolgte Massenzuwanderung, insbesondere auch aus dem Nahen Osten und Anatolien, die Tendenz, durch Familiennachzug und ungleich großen Kinderreichtum der Zuwanderungsethnien die autochthonen Deutschen innerhalb von ein, zwei Generationen zur Minderheit im eigenen Land zu machen. Die große Frage ist nun, wie weit die Deutschen als Volk, biologisch und genetisch, aber auch die deutsche Sprache und die deutsche Kultur in dieser quantitativen Zusammensetzung zwischen autochthoner Bevölkerung und Zuwanderungsethnien noch prägewirksam sein können.
Und damit sind wir wieder in der gegenwärtigen neuen linkslinken Koalition. Deutschland hat die sozialdemokratische Periode unter dem scheinbar so charismatischen Willy Brandt und dem politisch vernünftigen Helmut Schmidt gut überstanden. Deutschland hat auch die Regierung unter Gerhard Schröder und Joschka Fischer überdauert, wobei Schröder mit Hartz IV durchaus vernünftige wirtschaftliche und gesellschaftliche Weichenstellungen gesetzt hatte. Deutschland wird auch die Regierung Scholz/Habeck/Lindner überdauern, die Frage ist nur, mit welchem Resultat. Werden die skizzierten ethnisch-kulturellen Umbrüche dem deutschen Volkskörper, die deutsche Kultur, bis zur Unkenntlichkeit verändern, wird hier eine fragmentierte Ghetto- und Konfliktgesellschaft entstehen, mit zahlreichen Parallelkulturen, mit religiösen und ethnischen Spannungen, die aus allen Teilen der Welt nach Deutschland importiert werden, eine Gesellschaft, die weder ökonomisch noch kulturell an jene Leistungsfähigkeit herankommt, die das deutsche Volk in früheren Zeiten ausgezeichnet hatte?
Oder ist es noch möglich, diese ethnischen und kulturellen Zuwanderungselemente so zu integrieren und zu assimilieren, dass weiter ein kreatives und leistungsfähiges Volk besteht, das weiter die Potenz hat, den Exportweltmeister zu geben, die leistungsfähigste Automobilindustrie des Planeten zu tragen und – bei allen Unterschieden einer multikulturellen Küche und des konfessionellen Bekenntnisses – von Buddhismus, über den Islam, Katholizismus und Lutheranertum – kulturell und künstlerisch kreativ zu sein, innovativ in den Naturwissenschaften und neuen Technologien? Das sind die Fragen, die sich auf Grund der gegenwärtigen Situation Deutschlands und des deutschen Volkes stellen. Fragen, die naturgemäß eins zu eins, wenn auch mit einer gewissen Verzögerung auf Österreich anzuwenden sein werden. Fragen aber auch, die man je nach Gemüts- und Stimmungslage – das Glas ist halb voll oder halb leer – mit einem gewissen Rest­optimismus oder totaler Resignation und Pessimismus beantworten kann.


Der Narrentanz der Konformisten

1. Dezember 2021

Über die Versuchungen des Zeitgeists und des Opportunismus

Die meisten Menschen sind gerne „bei den Mehreren“, also bei der Mehrheit, bei denen, die das Sagen haben, die Unterstützung der Medien haben und dem jeweiligen Zeitgeist entsprechen. Die Ausnahme sind nur jene Menschen, die gewissermaßen mit so etwas wie einem Querulanten-Gen gesegnet sind, Nonkonformisten also, Widerspruchsgeister, Nonkonformisten eben. Wenn man das Phänomen im historischen Querschnitt untersucht, dann ist dabei nicht so sehr die Psychologie des Menschen interessant, dieser reagiert im Wesentlichen immer ähnlich, es geht vielmehr darum, welcher Art von Zeitgeist sich der Mensch da opportunistisch und konformistisch unterordnet. Die Verhaltensweisen des Individuums und der Gruppe, von der Familie bis hin zum Volk, zur Nation, folgen jeglichem Muster. Einerseits ist da die Individualpsychologie, andererseits die Psychologie der Massen, die dieses Verhalten bestimmt. Ändern tun sich dabei nur die Uniformen, die Zeitumstände, der gesellschaftliche Hintergrund, der Mensch selbst nur im geringen Maße.
Wenn man heute Aufmärsche aus der Kaiserzeit sieht, die Uniformierung und Disziplin der Menschen, erscheint uns das lächerlich. Wenn wir Heinrich Manns Roman „Der Untergang“ lesen und die „devote Seele“ des Diederich Heßling betrachten, glauben wir in einer gewissen Arroganz, dass solcher Untertanengeist der Vergangenheit angehört und wir so aufgeklärt, tolerant und weltoffen, wie wir uns wähnen, in keiner Weise gefährdet wären, uns ähnlich zu verhalten.
Großer Irrtum. Der Untertanengeist der alten feudalen Gesellschaft, danach die radikale Uniformierung der Menschen in den Ideologien der Zwischenkriegszeit, in Bolschewismus und Faschismus, all das entsprach dem damaligen Zeitgeist und der Verdacht liegt nahe, dass jene Charaktere, die den damaligen Zeitgeist kritiklos frönten, mit dem seinerzeitigen Zeitgeist in der Monarchie oder in der Zwischenkriegszeit auch die totalitären Systemen ähnlich gehuldigt hätten.
Man muss sich nicht Qualtingers „Herr Karl“ zu Gemüte führen, um zu erkennen, in welch hohem Maßen der Opportunismus an den jeweiligen Zeitgeist und den Konformismus die Mehrheit der Menschen in jenen Zeiten motiviert hat, die von uns als düster, dunkel und totalitär qualifiziert werden. Der Faschist in uns als autoritärer Typus mit narzisstischem Charakter mag ein zeitloses menschliches Phänomen sein, Tatsache ist aber, dass der Zeitgeist der 20er und 30er Jahre des vormaligen Jahrhunderts, als Faschismus und Nationalsozialismus in aller Munde war, von jenen Charakteren, die zum Konformismus neigen, mindestens in ebenso hohen Maße mit Begeisterung getragen wurde, wie dies auch für den heutigen Zeitgeist typisch ist.
Eine Zivilreligion wie etwa der Klimaschutz und allgemein die political correctnes funktioniert heute nach ähnlichen Mustern wie der Faschismus als Zivilreligion der 20er Jahre oder der feudale Untertanengeist und vaterländische Patriotismus als Zivilreligion des 19. Jahrhunderts. Da gibt es Dogmen, Kultstätten, Säulenheilige und jede Menge Gläubige, und es gibt natürlich für jede dieser Zivilreligionen, wie heute dem Klimaschutz, so damals für Gott, Kaiser und Vaterland Rituale, Festtage und Veranstaltungen, bei denen das Individuum und die Masse in das jeweilige Gedankengebäude integriert werden. „Black Lives Matter“-Demonstration in irgendeiner US-amerikanischen Großstadt sind gewiss von ähnlich rationalem Denken getragen wie eine Militärparade vor dem Ersten Weltkrieg. Und ein Grünen-Parteitag, in welchem deutschen Bundesland auch immer, ist gewiss von kaum größerem Geist der Toleranz durchflutet als ein NVA-Aufmarsch am 1. Mai im damaligen Ostberlin – könnte man zynisch annehmen.
Tatsache ist, dass die jeweilige Zivilreligion und der jeweilige Zeitgeist, sei nun die political correctnes unserer Tage, der vaterländische Patriotismus der Monarchie oder der Rassismus der NS-Zeit, von der Mehrheit nicht hinterfragt wird und kritiklos als gegeben, als alleinseligmachende Wahrheit akzeptiert wird. Und der Mensch als soziales Wesen, im gewissen Sinne als Herdentier, neigt dazu, sich die entsprechenden Denkweisen in zu hohen Maße zu eigen zu machen, dass Kritik an dieser jeweiligen Zivilreligion und Kritiker derselben als abwegig, wenn nicht gar als verbrecherisch oder geisteskrank empfunden werden. Bezeichnend in diesem Zusammenhang ist, dass beispielsweise Dissidenten des Sowjetkommunismus nicht im Gulag endeten, sondern auf der Psychiatrie festgehalten wurden. Und auch heute sieht man, dass die Neigung, nach diesem Verhaltensmuster dissidente und nonkonformistische Kräfte zu behandeln, ungebrochen existiert. Die Kritiker der Corona-Maßnahmen etwa in unseren Tagen werden leicht und allzu oft als Aluhut-Träger, Narren und Esoteriker abgetan.
Die Adepten und Jünger des jeweiligen Zeitgeistes hingegen, und in unseren Tagen ist es zweifellos der politisch korrekte Klimaschutz, geht völlig unreflektiert davon aus, dass sie die alleinseligmachende Wahrheit ihr eigen nennen können und dass das, was sie vertreten, in keiner Weise zur Disposition oder zur Diskussion stehen dürfe. Verräterisch ist in diesem Zusammenhang auch die Terminologie. Heute sind es „Klima-Leugner“ und „Corona-Leugner“, die von den Jüngern des herrschenden Zeitgeistes an den Pranger gestellt werden. Die Kriterien der herkömmlichen Logik von These, Antithese und Synthese und die allgemein anerkannten Gesetze der Wissenschaft, wonach jedes Aktion hinterfragt, überprüft und auch kritisiert werden darf, dürfen natürlich im Zusammenhang mit dieser herrschenden Zivilreligion in keiner Weise abgewendet werden. Allein der Versuch dies zu tun, wird bereits als Ketzerei gegen den Zeitgeist empfunden und entsprechend pönalisiert.
Besonders grotesk ist dies deshalb, da wir ja heute nicht im finsteren Mittelalter sind – so glauben wir zumindest. Wenn man aufgeklärt, tolerant, umfassend informiert und wissenschaftsbasiert ist wie wir es heute von uns annehmen, ist es umso grotesker, wenn Dogmen nicht mehr hinterfragt werden dürfen und Glaubenssätze keiner Diskussion unterworfen werden sollen.
Dass im 15., 16., 17. Jahrhundert um theologische Fragen blutige Kriege tobten, ist für uns insofern nicht verständlich, als wir ja davon ausgehen, dass dies dem Zeitgeist vor der Aufklärung entsprach. Dass heute Intoleranz und dogmatisches Verhalten triumphieren, ist hingegen wesentlich schwerer verständlich und erscheint im weitführenden Maße paradox.
Gerade in den letzten Jahrzehnten ist feststellbar, dass diese dogmatische Erstarrung und Verfestigung in den zeitgeistigen Gesellschaftsschichten um sich greift und immer stärker wird. Grüne Zeitgeistjünger und Kulturbolschewisten aller Facetten sind in unseren Breiten längst nicht mehr in der Lage und willens, mit Andersdenkenden zu diskutieren oder sich überhaupt mit ihnen auseinanderzusetzen. Der Faschist, der Rassist, der Antisemit, der xenophobe Nazi und zu guter Letzt eben auch der Corona-Leugner und Klima-Leugner wird nicht mehr als Mensch, geschweige denn als gleichberechtigter Mitbürger empfunden, er gehört viel mehr einer Spezies an, die umerzogen, oder eingesperrt gehört. Demokratischer Pluralismus, eine Vielfalt der Argumente und des Denkens der ideologischen Einstellungen sind längst nicht mehr erwünscht und schon gar nicht mehr denkbar.
Der Narrentanz der Zeitgeist-Konformisten hat die Gesellschaft erfasst – nicht nur im deutschsprachigen Mitteleuropa, wohl auch insgesamt in der westlichen Welt.


Das Panikorchester geigt auf

1. Dezember 2021

Inzidenzen im nahezu astronomischen Bereich, volle Covid-Stationen und berstende Intensivstationen, Lockdown für Ungeimpfte, Lockdown für alle und zu guter Letzt eine neue Viren-Mutation, von der natürlich das Schlimmste und Katastrophalste angenommen wird.
Das Panikorchester, an seiner Spitze die politischen Laiendarsteller, der gräfliche Bundeskanzler, der Hausarzt der Grünen und Turnschuhträger, blies uns gehörig den Marsch. Es ist allerdings ein dissonanter Marsch, den dieses Panikorchester da von sich gibt. Zwölftonmusik, Alban Berg könnte man meinen, schrill, aber auf jeden Fall angsteinflößend.
Die Medien machen brav mit, keine Gazette ohne Corona-Headline, und auf den TV-Sendern ist das Virus längst konkurrenzloser Shootingstar. Und die Menschen lassen sich davon beeinflussen und beeindrucken, so wie man im Sommer kollektiv aufgeatmet hat und meinte, sorglos sein zu können, allzumal uns der damalige Bundeskanzler ja versicherte, dass die Pandemie vorbei sei. So sind die Leute nunmehr wieder in kollektiven Angstkrämpfen verfangen.
Das beste Beispiel ist das neue Virus, benannt nach dem griechischen Alphabet, was für sie schon bedrohlich klingt, wie ein Alien-Monster aus einem Science-Fiction-Film. Und da heißt es sofort, dass es hundert Mal infektiöser ist als die bisherige Variante. Dabei sagte man dieser bereits nach, dass sie ultimativ ansteckend wäre. Das Horrorbild der Nutzlosigkeit der Impfung gegenüber dem neuen Virus wird an die Wand gemalt, ganz so, als wäre es nicht schlimm genug, dass sich zunehmend herausstellt, dass die Impfung insgesamt nur beschränkten Nutzen hat. Und natürlich wird auch sofort angenommen, dass die Krankheitsbilder, die die neue Virusvariante hervorruft, wesentlich schlimmer seien als die bisherigen. Stimmen der Vernunft und die der Tiroler Chefvirologin von Laer verhallten nahezu ungehört.
Fairerweise muss gesagt werden, dass manches an den gegenwärtigen Corona-Zuständen tatsächlich beängstigend ist. Wie etwa kann es ein, dass wir im heurigen November höhere Infektionszahlen haben, als wir sie vor einem Jahr hatten, als noch kein Mensch geimpft war. Und wie kann es sein, dass wir nach zwei Jahren Pandemie noch immer einen Mangel an Intensivbetten und Intensivpflegern haben, wo das reiche Österreich genug Möglichkeit gehabt hätte, Intensivbetten zu beschaffen beziehungsweise anzukaufen und in zwei Jahren wäre es auch möglich gewesen, unter entsprechend guten finanziellen Bedingungen qualifiziertes Pflegepersonal nachzuschulen.
Und da fragt sich der Bürger eben, wie kann das sein, dass das nach wie vor nicht funktionieren kann? Wer ist dafür verantwortlich? Wo sind die Dilettanten in der Regierung, die dafür zuständig wären? Der eine ist ins Burnout geflüchtet und spielt sich nunmehr als Ratgeber und Buchautor auf, der Herr Anschober, an den sich kaum einer erinnert. Und der andere, der vormalige Bundeskanzler, ist in die Papa-Karenz geflüchtet, was ihn wohl vor den Nachstellungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatanwaltschaft nicht schützen wird. Beide jedenfalls, die bis zum Sommer das wesentliche Sagen hatten in der Corona-Krise, übernehmen selbstverständlich keinerlei Verantwortung für all die Fehlentwicklungen.
Und so bleibt den Österreichern eben nur übrig, sich dem dissonanten Konzert des Panikorchesters widerstandslos zu ergeben und sich Tag für Tag die Unsinnigkeiten, Widersprüchlichkeiten und Planlosigkeiten zu Gemüte zu führen, die die hohen Herren aus der Politik bei ihren Pressekonferenzen so zum Besten geben. Der gelernte Österreicher sagt sich bereits, zu Ende sein wird das erst sein, wenn alle infiziert waren und das Virus so vielleicht, wie vor 100 Jahren die Spanische Grippe, irgendwann erschlafft, ermüdet und von selber aufgibt. Die staatlichen Maßnahmen und auch die großen Heilsversprechen der Pharmaindustrie – scheinen jedenfalls nicht, die Pandemie zu einem Ende zu bringen.