Wenn in den letzten Monaten das Griechenland-Fiasko diskutiert wurde und den Verfechtern der Rettung Griechenlands im Euroraum um jeden Preis das letzte Argument ausging, hieß es immer: Man solle nicht reden, Kärnten sei für Österreich mindestens so schlimm wie Griechenland für die EU. Die Milliarden-Haftungen des Landes, die Haider leichtfertig eingegangen sei, das Debakel der Hypo-Alpe-Adria, die mutmaßlichen Malversationen rund um den Hypo-Verkauf und die vielen Korruptionsgerüchte rund um das Klagenfurter Stadion, die Wörtherseebühne und dergleichen mehr, sie würden zeigen, daß Kärnten im „System Haider“ ein Hort der Korruption und der Mißwirtschaft geworden sei.
Das Aufbrechen des Salzburger Finanzskandals und die darauf folgenden hysterischen Schuldzuweisungen zwischen Rot und Schwarz machen nun deutlich, was in den anderen Bundesländern so los ist: Die wirklichen Salzburger Verluste sind bislang nicht einmal annähernd geklärt. Im schwarzen Niederösterreich sollen es angeblich eine Milliarde an Spekulationsverlusten sein, die das Landesbudget belasten und in den übrigen Bundesländern, sei es unter roter oder unter schwarzer Dominanz, beginnt man erst langsam, nachzusehen. Geldverschwendung und Korruption im Umfeld des Skylink-Baus des neuen Teils des Flughafens Schwechat wollen auch nicht verstummen. Und wohin die kolportierten 180 Millionen Euro Provisionen für den Eurofighter-Kauf wirklich geflossen sind, ist auch nicht klar. Das Haider-Umfeld war da allenfalls Teil-Nutznießer.
Dieses schäbige Bild von Mißwirtschaft, Verschwendung und Unterschlagung, das sich hier rund um das rot-schwarz beherrschte Österreich bzw. seine Länder herauszubilden scheint, läßt das viel gescholtene „System Haider“ dann geradezu alltäglich erscheinen. Da waren offenbar nur schwache und plumpe Nachahmungstäter, Trittbrettfahrer eben, tätig.
Der Bärentaler und seine Buberl-Partie haben offenbar geglaubt, das auch tun zu können, was unter rotem bzw. schwarzem Regiment seit Jahrzehnten geübt wurde. Gab es da nicht den berüchtigten Konsul Drescher, der für die SPÖ bei der Beschaffung der Draken-Abfangjäger seinerzeit tätig war? Da glaubte man offenbar bei der Beschaffung der Eurofighter, dasselbe unter anderen Vorzeichen machen zu können – nämlich mitzuschneiden. Und hat das Haider-Regiment in Kärnten nicht nur das versucht, was rote und schwarze Machthaber in den Bundesländern seit Jahrzehnten machten, nämlich ihre Landesbank zur Finanzierung des eigenen politischen Wirkens zu missbrauchen? Haider und seine Buberln haben es vielleicht etwas plumper gemacht, weniger professionell. Und vielleicht wurde dabei auch mehr Geld privatisiert, während die anderen eher für die Parteikassen arbeiteten, dafür aber dann im politik-nahen Bereich mit Spitzenpositionen fürstlich belohnt wurden. Etwas, was die Haider-Partie mangels entsprechender Ressourcen schlicht und einfach nicht konnte.
All diese Überlegungen sind keine Entschuldigung für Haider. Sie relativieren das vielzitierte „System Haider“ bloß und machen es „nur“ zu einem unerfreulichen und beschämenden Teil des österreichischen Polit-Sumpfes insgesamt.