Frontstaat Türkei

27. April 2012

Berichten zufolge erwägt die Türkei, mit militärischen Mitteln eine Pufferzone auf syrischem Gebiet zu schaffen. Dadurch sollen, so die Begründung, Grenzverletzungen durch die syrische Armee verhindert und Flüchtlinge besser geschützt werden. Eine andere Frage ist jedoch, ob die Türkei nicht auch plant, das Problem syrischer Flüchtlinge auf Europa abzuschieben. Die Massen an illegalen Zuwanderern, die über die türkisch-griechische Grenze in die Europäische Union kommen und die den mangelnden Willen der Türken zur Zusammenarbeit in dieser wichtigen Frage belegen, lassen jedenfalls nichts Gutes erahnen.
Ob nun aber rein verteidigungspolitische und humanitäre Motive für derlei Planungen ausschlaggebend sind, ist jedoch zu bezweifeln. Denn seit Jahren arbeitet Ankara daran, im Nahen Osten eine Einflußsphäre zu schaffen, die sich an den Grenzen des früheren Osmanischen Reichs orientiert sowie, sich als unverzichtbare Ordnungsmacht zu positionieren. Die drohende Verwicklung Ankaras in den syrischen Bürgerkrieg beweist aber auch, wie sehr die Türkei ein Frontstaat im Nahen Osten ist. Mit Grenzen zu Syrien, zum Irak sowie zum Iran läuft sie Gefahr, in den Strudel der unzähligen Konflikte in dieser Krisenregion hineingezogen zu werden. Denn egal, wie die Syrien-Krise endet: Ruhe wird im Nahen Osten nicht einkehren.
Das allein wäre für uns Europäer noch nicht so schlimm, allerdings ist die Türkei ein Beitrittskandidat und soll nach dem Willen maßgeblicher Kräfte so rasch wie möglich in die Europäische Union aufgenommen werden. Und sollte Ankara eines Tages Mitglied sein, würde damit die Europäische Union selbst zu so etwas wie einem Frontstaat werden. Weil dies nicht im europäischen Interesse liegen kann, sollten daher die Beitrittsverhandlungen mit Ankara abgebrochen werden.


Warum nicht…„Mailath-Pokorny-Ring“?

24. April 2012

Jetzt räumen wir aber endlich einmal auf in diesem Land! In einem Land, in dem es Plätze, Straßen und Gassen gibt, die nach Antisemiten, Rassisten, Nazi-Mitläufern und Anschlussbefürwortern benannt sind! Karl-Lueger-Ring? Weg damit. Die diversen Otto-Kernstock-Gassen? Tilgt sie aus den Straßenkarten. Karl-Renner Ring? Ausradiert. Der Mann hat den Anschluss begrüßt. Kärntnerstraße? Ausradiert. Das ist schließlich jenes Land, in dem dieser Proto-Nazi Haider sein Regime errichten konnte! Heldenplatz? Helden – und seien es auch solche aus den Türkenkriegen oder aus napoleonischen Kriegen – sind etwas für Rechtsextremisten. Und überhaupt. Jede topgrafische Bezeichnung, die den Namen eines Zeitgenossen der dunklen Jahre zwischen 1933 und 1945 trägt, welcher nicht nachweislich im KZ war, gehört getilgt. Der Verdacht, dass es sich dabei um Mitläufer oder stillschweigende Sympathisanten der braunen Despotie handelte, ist einfach zu naheliegend. Alles klar?

Aber was dann? Wie benennen wir unsere Straßen, Plätze und Gassen? Wie finden wir uns in unseren Dörfern und Städten zurecht? Nummerieren wir die Straßen einfach durch wie New York oder geben wir ihnen einfach die Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge als Kennzeichnung? Das wäre doch ein wenig zu phantasielos. Die einzig wirkliche Lösung ist doch, die in moralischer Hinsicht zweifellos über jede Kritik erhabenen Großmeister der Political Correctness, die Hohepriester des Antifaschismus und die Säulenheiligen des Gutmenschentums als Namensgeber für unsere topografischen Bezeichnungen herzunehmen. Etwa den roten Langzeit Kultur-Zerwalter von Wien, oder die jeweiligen Vorsitzenden des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands, natürlich den Präsidenten der israelitischen Kultusgemeinde, die Funktionäre des republikanischen Klubs (gibt’s den noch?), alle Mitglieder des grünen Parlamentsklubs und so weiter und so fort.

Ein Mailath-Pokorny-Ring, ein Ariel-Muzicant-Platz und vielleicht dann noch ein Heribert-Schiedel-Gässchen stellen die Alternative dar. Zweifellos!


Breivik tickt anders

16. April 2012

Anders Breivik ist kein Wahnsinniger, sagt zumindest ein psychiatrisches Gutachten. Aber wenn er dieser Tage in Oslo vor Gericht steht, dann wegen einer Tat, die man schlicht und einfach nur als wahnsinnig qualifizieren kann. Wahnsinnig grausam, wahnsinnig sinnlos, wahnsinnig von ihrer politischen Dimension her…

Wenn Breivik nicht wahnsinnig ist, muss ihm klar gewesen sein, dass der Massenmord an 77 jungen Menschen bei Niemandem und nirgendwo auch nur das geringste Verständnis und auch nur die klammheimlichste Zustimmung erfahren konnte. Und er muss auch gewusst haben, wem diese Wahnsinnstat politisch schaden würde – katastrophal schaden sogar: nämlich jenen Parteien und Bewegungen, die gegen Massenzuwanderung, Islamisierung und den Identitäts- und Kulturverlust der europäischen Völker auftreten. Den viel geschmähten Rechtspopulisten quer durch Europa also, deren politisch-gesellschaftlichen Diskurs er in seinem Internet-Manifest auch gewissermaßen als Ideologie-Steinbruch verwendete, also der Dänischen Volkspartei, den Schwedendemokraten, dem Vlaams Belang, dem Front National, der Lega Nord, den österreichischen Freiheitlichen und vielen Parteien mehr.

Tatsächlich befanden sie sich alle nach der Irrsinnstat des Anders Breivik in einem Argumentationsnotstand: Da einerseits ein Massenmord, der durch nichts zu entschuldigen, zu erklären, oder zu argumentieren gewesen ist, dort das zitieren von Argumenten in Breiviks Internet-Manifest, die eben auch über Jahre hinaus von rechtsdemokratischer Seite immer wieder verwendet wurden. Es blieb also nur auf das kurze Gedächtnis der medien-hysterisierten Öffentlichkeit zu setzen und die scheußliche Tat des Anders Breivik auszusitzen.

Nun kommt hier keine Verschwörungstheorie, wonach dieser Breivik etwa ein Agent Provocateur, ein Agent eingesetzt gegen Europas Rechtsdemokraten sei. Nein, es soll dies nur eine Reflexion über den Wahnsinn des nicht wahnsinnigen Breivik sein, der wie gesagt gemusst haben musste, was er tat und wem er schadete. In einer tiefschürfenden Analyse war im vergangenen Sommer einmal zu lesen, dass Breivik vielleicht tiefer in den Abgrund geschaut hat, als man oberflächlich annehmen konnte. Dass er nämlich mit seiner Tat genau die genannten politischen Kräfte grundlegend und letal zu schädigen vor hatte, da diese – aus seiner, Breiviks, Sicht – das finale Eintreten des aus eben dieser seiner Sicht auf Europa zukommenden Chaos nur verzögerten, nur hinaus schoben. Und in einer Art Katharsis-Theorie könnte dieser Analyse nach Breivik darauf gesetzt haben, dass dieses Chaos möglichst schnell auf die europäischen Völker zukommen müsse, um diese dem Feuer der Läuterung auszusetzen.

So weit so wirr. Tatsache ist, dass Breiviks Prozess einmal mehr den zuwanderungskritischen und gegen die Islamisierung stehenden Kräften in Europa schaden wird. Der Massenmord eines nicht wahnsinnigen Wahnsinnigen ist eben schlicht und einfach durch nichts zu entschuldigen, entkräften oder erklären.


Es war einmal…ein katholisches Land

4. April 2012

Dieser Tage feiern wir also Ostern, das – wir entsinnen uns – höchste christliche Fest im Jahreslauf. Schon am Palmsonntag ist der eine oder andere zur Palmweihe mit dem Buschen Palmkatzerln in die Kirche gegangen, am Gründonnerstag hat’s Spinat gegeben, am Karfreitag vielleicht kein Fleisch, dafür aber am Karsamstag in den Alpenländern die Fleischweihe und danach eine zünftige Osterjause. Eier wurden gefärbt, Schinken und Kren verzerrt und der eine oder andere geht am Ostersonntag vielleicht auch in die Kirche. Christliches Brauchtum prägt diese Tage also, vermischt ein wenig mit älteren, heidnischen – der Osterhase lässt grüßen. Ob viele Österreicher dieses Fest allerdings als ein wirklich christliches, als das Gedenken an die Passion, den Tod und die Auferstehung des Messias begehen, ist eine andere Frage.

Österreich das war einmal ein katholisches Land, nicht nur in der Monarchie als der Habsburger Kaiser der wichtigste katholische Fürst des Abendlandes war, nicht nur im Ständestaat, der ein bewusst christlich-katholischer war, auch danach noch, in der Republik bis in die 50-er, 60-er Jahre hinein. Heute ist Österreich vielleicht so etwas wie ein post-katholisches Land. Der Lebensrhythmus wird noch von den vormaligen Bräuchen, den Dogmen und Sakramenten beeinflusst, man lässt die Kinder zum großen Teil noch taufen, man heiratet auch kirchlich und man geht vielleicht ein, zweimal im Jahr, eben zu Ostern und zu Weihnachten zur Messe. Die Austrittswelle aus der katholischen Kirche ist aber ungebremst, nicht erst seit den Missbrauchsvorwürfen. Heiraten wollen am ehesten noch Schwule und katholische Priester. Und eine kirchliche Eheschließung ändert nichts daran, dass jede zweite Ehe im Land geschieden wird. Wie viele Eltern mit ihren Kindern am Abend vor dem Schlafengehen noch beten, weiß man nicht. Ja und dann, wenn einer stirbt, legt man schon Wert darauf, dass ein Priester den Betreffenden unter die Erde bringt.

Was die paar Hunderttausend Protestanten im Lande betrifft, so ist bei ihnen der Verlust des Religiösen nicht minder dramatisch als bei den Katholiken. Gläubig sind hierzulande nur mehr die Muslime und von ihnen gibt es wahrscheinlich schon mehr als Protestanten, nämlich rund eine halbe Million, mit steigender Tendenz. Sie verlangen absoluten Respekt vor ihrem Glauben und ihren heiligen Schriften. Der Katholizismus hingegen, vom Heiland beginnend bis hin zu den Kirchenfürsten, ist längst den Kabarettisten preisgegeben und allenfalls noch Lebensinhalt für alte Muatterln. So schaut’s aus im einst katholischen Österreich.