Die Lage sei ernst aber nicht hoffnungslos, so vernimmt man es beispielsweise in Berliner Regierungskreisen, wenn über die Krise des Euro gesprochen wird. In Österreich hat man – verkatert oder auch nicht nach der Silvesternacht – den umgekehrten Eindruck: Die Lage ist hoffnungslos aber nicht ernst.
Die europäische Gemeinschaftswährung und damit insgesamt das europäische Projekt drohen zu zerbrechen. Die Staatsschulden aller Industriestaaten explodieren. Eine wirklich umfassende Weltwirtschaftskrise mit entsprechender Verelendung und schwersten sozialen Verwerfungen könnte auf uns zukommen. Die Klimakatastrophe könnte wegen unserer Unfähigkeit zu globalen gemeinsamen Maßnahmen immer gigantischere Naturkatastrophen nach sich ziehen, Auffuhren nicht nur in der arabischen Welt sondern auch in anderen Staaten der Dritten Welt, Unruhen in Russland und in China – nicht zu vergessen – der Weltuntergang laut Maya-Kalender. All das droht uns und hindert den Bundespräsidenten aber nicht bei seiner Neujahrsbotschaft eine gewohnt nichtssagende Rede zu halten, die feine Wiener Gesellschaft gewohnheitsgemäß heiter beim Neujahrskonzert zu Radetzky Marsch zu klatschen, die Polit-Granden in Frack und Orden am Opernball aufzutanzen und die Parteisekretariate bei dem gewohnten Neujahrstreffen die alljährlich selben Allgemeinplätze zu verzapfen.
2012 ist hierzulande also als ruhiges Jahr geplant. Ohne größere Wahlgänge, allenfalls mit einem kleinen Sparpaketerl und ein paar neuen Steuern für die „Reichen“, wie man nunmehr den Mittelstand zu nennen pflegt. Der Abstieg der politischen Klasse in die volle Mediokrität wird sich weiter vollziehen, die Trivialisierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im ORF ungebremst weiter gehen, der Ausverkauf des letzten noch vorhandenen Tafelsilbers wird auch nicht abreißen und der einen oder anderen Bank werden wir wohl noch Milliarden hinein stopfen müssen, ohne über die vergangenen Boni-Zahlungen an die Herrn Direktoren debattieren zu dürfen.
Trotz alledem werden wir bei der Übertragung des Villacher Faschings schenkelklatschend wiehern, beim nächsten „Dancing Star“ bärtige Matronen und brünstige Stricher bewundern und vielleicht noch das eine oder andere Volksbegehren von zeitgeist-gerechten Wutbürgern unterstützen. Wir werden neue Moscheen einweihen und unsere Pensionskasse zu Gunsten diverser Migranten-Integrations-Projekte öffnen und selbstverständlich für die Pfarrer-Initiative zur Abschaffung der Sakramente Beifall klatschen.
Prosit Neujahr!
PS: Dass es in solch verrückten und dekadenten Zeiten noch immer eine Mehrheit von vernünftigen und ordentlichen Bürgern gibt, die hart für ihre Familien arbeiten, für ihre Heimat eintreten und ihre eigene Kultur pflegen, ist eigentlich ein Wunder. Und an sie wenden wir uns.