Patriot und Weltbürger

Über das „Erzherzog-Johann-Syndrom“ des Dietrich Mateschitz

Er leide unter einer Art „Erzherzog-Johann-Syndrom“, soll der nunmehr verstorbene Multimilliardär Dietrich Mateschitz gegenüber Journalisten geäußert haben. Dies auf die Frage, warum er derart aktiv an der Erhaltung heimatlichen Kulturguts und heimatlicher Bausubstanz arbeite und solche so überaus großzügig sponsere. Und tatsächlich hat in jüngster Zeit kaum jemand – wohl auch die öffentliche Hand nicht – so viel für die Erhaltung seiner heimatlichen alpinen Kultur, der Bausubstanz und der Ortsbildpflege getan, wie der soeben abgetretene Red-Bull-Erzeuger.
In den nunmehr veröffentlichten Nachrufen auf den reichsten Österreicher wird viel über das unternehmerische Wunder, dass man nämlich mit einem Döschen koffeinhaltiges Süßgetränk ein 27-Milliarden-Dollar-Vermögen schaffen kann, und über sein Sportimperium und seine Medienunternehmungen geschrieben, kaum allerdings über sein Wirken als Heimatschützer. Bemerkenswert ist da schon einmal die Tatsache, dass ein global agierender Multimilliardär die gesamten Einkünfte seines Wirtschaftsimperiums in Österreich versteuert. Bedenkt man, wie andere das tun, auf den Cay­man Islands oder in anderen Steueroasen, so ist dies schon beeindruckend. Und was er in strukturschwachen Regionen wie etwa der Obersteiermark, die unter der Entindustrialisierung besonders gelitten hatte, geleistet und investiert hat, sucht seinesgleichen.
Da ist der Vergleich mit dem steirischen Prinzen Erzherzog Johann, der im 19. Jahrhundert für die Steiermark so viel getan hat, durchaus angebracht.
Und dann ist da die politische Linie und das gesellschaftliche Wirken der von Mateschitz begründeten Medienunternehmungen. Servus TV gilt als erfolgreichster Privat-TV-Sender Österreichs und es fährt eine inhaltliche Linie, die man mit Fug und Recht als wertkonservativ bezeichnen kann und auch als nonkonformistish gegenüber dem politisch korrekten Zeitgeist. In den vom Red Bull Mediahouse herausgegebenen Printmedien wird immens viel für die Erhaltung österreichischer Volkskultur getan und andererseits aber auch ebenso viel für unabhängige und nonkonformistische Positionen und für Meinungsfreiheit.
Nun kann kaum jemand behaupten, dass Dietrich Mateschitz ein engstirniger Heimattümler gewesen wäre, allein seine wirtschaftliche Tätigkeit und der globale Erfolg seines Energy Drinks hat ihn zwangsläufig zu einem Weltbürger gemacht. Dennoch ist ihm die Verwurzelung in seiner österreichischen Heimat und deren Schutz ganz offenbar zentraler Beweggrund gewesen. Und auch in den wenigen politischen Äußerungen die man von ihm kennt – zuletzt und am umfassendsten wohl im sechsseitigen Interview in der steirischen „Kleinen Zeitung“ im Jahre 2017 – zeigte der Milliardär, dass er gesellschaftspolitisch überaus konservativ und heimatorientiert dachte. Seine Beurteilung der damaligen Regierungspolitik, der sogenannten Willkommens-Kultur und des Zeitgeistes wird von seinen Kritikern bis zum heutigen Tag als rechts, wenn nicht gar als reaktionär bezeichnet.
Fest steht jedenfalls, dass mit Dietrich Mateschitz ein großer österreichischer Patriot, ein wertkonservativer Freigeist, aber auch ein ökonomisch global agierender Weltbürger gestorben ist.
Viele dieses Formats gibt es nicht.

1 Responses to Patriot und Weltbürger

  1. Felix Plangg sagt:

    Danke, Herr Mölzer. Man kann es nicht besser ausdrücken!

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