Volkstrauertag – Trauer um das eigene Volk

In den Zwanzigerjahren wurde auf Initiative des Volksbundes für Kriegsgräberfürsorge in der Weimarer Republik der Volkstrauertag eingeführt. Er sollte dem Gedenken der mehr als zwei Millionen im Ersten Weltkrieg Gefallenen, die Deutschland damals zu verzeichnen hatte, dienen. In der NS-Zeit wurde er zum Heldengedenken umfunktioniert und nach dem Zweiten Weltkrieg, konkret im Jahre 1952, belebte man ihn als Gedenktag für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft wieder. Seitdem wird er Mitte November, im Totenmonat, begangen. Indessen könnte dieser Volkstrauertag eine neue, eine zusätzliche Bedeutung gewinnen: Nicht nur um Trauer um die Toten zweier Weltkriege und die Opfer von Gewaltherrschaft und Willkür könnte es an diesem Tag gehen, nein, vielmehr überhaupt um die Trauer über das eigene Volk, dessen Niedergang, wenn nicht gar Untergang.
Was macht aus einer Wohnbevölkerung, aus einer Population auf einem Staatsgebiet, ein Volk? Zweifellos die gemeinsame Abstammung, die gemeinsame Sprache und Kultur, das gemeinsame Schicksal. Und was macht aus einem Volk dann eine Nation – im Falle des deutschen Volkes eben eine Kulturnation? Zweifellos das politische Bewusstsein um diese gemeinsame Abstammung, um die gemeinsame Sprache und Kultur und das gemeinsame Schicksal.
Im Falle der deutschen Kulturnation, die in Form der „German-speaking world“ an die hundert Millionen Menschen deutscher Abstammung, deutscher Muttersprache grenzübergreifend in Mitteleuropa und in Form zahlreicher Streusiedlungen und Volksgruppen im östlichen Mitteleuropa umfasst, findet und fand in den letzten Jahrzehnten ein rückläufiger Prozess zur Nationswerdung statt. Das Bewusstsein, einer gemeinsamen grenzübergreifenden Volks- und Kulturnation anzugehören, schwand nach 1945 und wurde in weiten Teilen – auch in Österreich – politisch gezielt vernichtet, ja kriminalisiert. Wenn im bundesdeutschen Grundgesetz noch festgeschrieben ist, das jedermann mit deutscher Abstammung, etwa Volksdeutsche aus der ehemaligen Sowjetunion bei Rückwanderung in die Bundesrepublik, Anspruch auf die deutsche Staatsbürgerschaft hat, also hier das Geblütsrecht, das ius sanguinis, vorherrscht, ist das diesbezügliche notwendige Nationalbewusstsein
offensichtlich in Auflösung begriffen.
Und auch die Befindlichkeit des Volkes befindet sich in einem Destruktionsprozess. Die Wohnbevölkerung der Bundesrepublik Deutschland und genauso jene in Österreich kann sich nämlich keineswegs mehr auf gemeinsame Abstammung, gemeinsame Sprache und Kultur und gemeinsames Schicksal berufen. Es handelt sich also nicht mehr um Volk, sondern nur mehr um Bevölkerung. Am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland sieht man dies am deutlichsten. Wenn vor dreißig Jahren bei der kleindeutschen Wiedervereinigung rund 80 Millionen Menschen die Bundesrepublik bewohnten, wobei 75 Millionen autochthone Deutsche rund fünf Millionen Menschen mit Migrationshintergrund gegenüber standen, sind es nunmehr 83 Millionen, welche die bundesdeutsche Wohnbevölkerung ausmachen, wobei 25 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund nur mehr 68 Millionen „Biodeutschen“ gegenüberstehen. Und in Österreich dürfte dieser Rückgang ebenso dramatisch sein.
Da ist also einmal der Schwund in der autochthonen Bevölkerung, der durch Geburtenrückgang und Überalterung bedingt ist.
Seit Jahrzehnten gibt es in Deutschland, Österreich und den anderen von Deutschen bewohnten Regionen Geburtenraten von 1,2–1,4 Kinder pro Frau. Dort, wo sie regional und kurzfristig angestiegen ist, betraf sie vorwiegend oder ausschließlich Zuwanderungs-Populationen, also Menschen mit Migrationshintergrund. Diese katastrophal niedrige Geburtenrate würde ohne Zuwanderung für Österreich wohl ein Schrumpfen der Bevölkerung auf das Niveau der Ersten Republik, also auf etwa sechs Millionen Menschen, bedeuten.
Dazu kommt die Überalterung, die einerseits durch die erfreuliche Erhöhung der Lebenserwartung zurückzuführen ist, die aber andererseits im Gesellschaftsgefüge deshalb negative Effekte zeigt, weil dem Altenteil der Bevölkerung kein ausreichend starker und dynamischer junger Bevölkerungsteil gegenübersteht. Dies bringt nicht nur Probleme für die Finanzierung des Sozialsystems, insbesondere des Pensionssystems, es schafft auch ein gesamtgesellschaftliches Klima geringerer Lebensfreude, geringeren Optiumismus und geringerer Innovationsfähigkeit. Und natürlich ist in einer überalteten Bevölkerung auch die Kampfbereitschaft für die Erhaltung des eigenen Volkstums zunehmend geringer. Zu diesem demographischen Schwund der autochthonen Deutschen kommt die massenpsychologische Neurotisierung durch die Spätfolgen der Umerziehung der Nachkriegszeit durch den verbalen Pflicht-Antifaschismus und in jüngerer Zeit durch die politische Korrektheit.
Dazu kommt ein zunehmend breiter werdender Teil der Wohnbevölkerung, der Migrationshintergrund hat und sich keineswegs in die offenbar in Niedergang und in Dekadenz befindliche autochthone deutsche Gesellschaft integrieren will. Einerseits entstehen solcherart Parallelgesellschaften, die sich absondern und vielfältige sozioökonomische und kulturelle Konflikte nach sich ziehen, andererseits wird dadurch zunehmender Druck auf den Bereich der autochthonen Deutschen ausgeübt. Dieser Druck äußert sich in Form eines sprachlichen Kauderwelsch, „Türkisch-Deutsch“ etwa, aber auch in der gewissermaßen zur Pflichtübung gewordenen Akzeptanz fremder Kultur und fremder Religion – was insbesondere den Islam betrifft.
Solcherart steht eine kinderlose, überaltete, autochthone Bevölkerung, die noch dazu durch politische Korrektheit und nationalen Selbsthass neurotisiert ist, einer offensiven, kinderreichen und offensichtlich integrationsunwilligen Bevölkerungsschicht mit Migrationshintergrund gegenüber. Tendenziell könnte der Zuwanderungsanteil rein zahlenmäßig bis zur Mitte des Jahrhunderts dominant werden. Kulturell und von den Werthaltungen und von der gesamtgesellschaftlichen Dominanz könnte dies bereits früher der Fall sein.
So ist also tatsächlich Trauer angebracht über den Zustand der einstigen deutschen Kulturnation. Österreicher, Schweizer, Elsässer, Südtiroler, sie sind aus dieser Nation ausgetreten. Was verblieben ist, ist überaltert und hat keinen Mut zu eigenen Kindern und ist dabei nationalem Selbsthass und den verlogenen Dogmen der politischen Korrektheit verfallen. Die eigene Kultur, insbesondere die eigene Muttersprache, lässt man verkommen und durch sinnlose Anglizismen verdrängen. Die eigene Geschichte wird höchstens als politisches Horrorkabinett gesehen, die großen Volkshelden sind bunt zusammengewürfelte Gladiatoren-Truppen mit schwarzafrikanischer Dominanz, die sich in den Fußball-Stadien tummeln und jedwede Spiritualität und Religiosität wurde durch kruden Hedonismus und als Toleranz getarnte Indolenz gegenüber fremden Kulten, fremder Kultur, ersetzt.
Noch ist Deutschland eine führende Export­union und der Zahlmeister Europas. Allein wieweit die deutsche Wirtschaft und die deutsche Industrie, insbesondere die Autoindustrie, diese dominante Stellung bei zunehmender gesamtgesellschaftlicher Dekadenz und bei weiterer Zunahme wenig produktiver Bevölkerungsschichten mit Migrationshintergrund und zunehmender Inanspruchnahme staatlicher Transferleistungen durch große Bevölkerungsgruppen aufrecht erhalten kann, ist mehr als fraglich. Die vielgescholtenen oder zumindest belächelten deutschen Sekundärtugenden, wie Fleiß, Pünktlichkeit, Genauigkeit und jenes Arbeitsethos, das für die Deutschen als typisch galt, drohen als Voraussetzungen des wirtschaftlichen Erfolgs verlustig zugehen. Dem Niedergang der Deutschen als Kulturnation könnte also mit einem gewissen Verzögerungseffekt auch der Niedergang der deutschen Wirtschaft folgen.

1 Responses to Volkstrauertag – Trauer um das eigene Volk

  1. Rainer Brunhofer sagt:

    Jedes Wort stimmt.

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