Heiliger Strohsack

29. August 2012

Franz Strohsack, gebürtiger Oststeirer aus bildungsfernem Milieu, Selfmade-Milliardär und Österreich-Heimkehrer unter nicht ganz durchsichtigen Umständen, will uns also mit der ultimativen Österreich-Erneuerungs-Bewegung beglücken. Zu diesem Zweck hat er bereits den einen oder anderen politischen Hinterbänkler und Obskuranten um sich geschart. Er hat die mehr oder minder deutliche Unterstützung der Kronenzeitung und er könnte – als ultimativen Trumpf – vom politisch-medialen Establishment als Protest-Alternative gegen die unliebsame Strache-FPÖ in den Wahlkampf geschickt werden. Was mit dem Vorarlberger Obskuranten H.P. Martin bei EU-Wahlen gelang, warum soll es nicht mit dem Mr. Seltsam aus der kanadischen Oststeiermark gelingen.

Die Ansichten des Mannes sind allerdings keineswegs durchgehend unsinnig. Er hat in vielem Recht. Sein wirtschaftliches Geschick ist auch unbestritten – auch was die Nutzung der österreichischen Ressourcen betrifft. Als rot-weiß-roter Steuerverweigerer vermochte er nach seiner Rückkehr aus Kanada die Zerschlagung der gerade eben erst sanierten verstaatlichten Industrie so trefflich zu nutzen, dass er durch den Verkauf der Waffenproduktion wahrscheinlich ohne viel eigene Geldmittel einen Konzern aus dem Boden stampfen konnte. Dass der damalige sozialistische Bundeskanzler und der zuständige Minister dann im strohsäckischen Golfressort in Ebreichsdorf über Feriendomizile verfügen konnten, ist selbstverständlich reiner Zufall. Ebenso natürlich, dass Stronachs Versprechen in Kärnten tausende Arbeitsplätze zu schaffen, wenn er nur das Schloss Reifnitz am Wörthersee bekäme, gescheitert ist.

Aber er hat ja zehntausende Arbeitsplätze geschaffen und hunderte Millionen für wohltätige Zwecke gespendet! Kleine Nebenfrage: Wirklich mit eigenem Geld?

Aber was soll’s. Die Demokratie braucht Belebung, auch hierzulande, Wettbewerb wird die Traditionsparteien zu neuen Bemühungen anstacheln und bei den ins Haus stehenden Nationalratswahlen könnte Stronachs Kandidatur dem etablierten Bereich vielleicht sogar zu billigeren Mandaten verhelfen. Dann nämlich, wenn er knapp unter der vier Prozent-Grenze bleibt. Und wenn er es doch schafft schadet er angeblich vor allem den Freiheitlichen. Na was könnte Besseres passieren. Der gelernte Österreicher weiß allerdings, was gespielt wird. Er weiß natürlich auch, dass der nahezu 80-Jährige Austro-Kanadier gewiss nicht der Retter Österreichs sein wird und gewiss nicht der einzig fromme Wohltäter der Menschheit ist. Onkel Frank erscheint allen vielmehr als seltsamer Vogel, der einen gewissen, skurrilen Unterhaltungswert hat und der – dafür muss man ihm dankbar sein – in diesem Jahr das Sommerloch zu füllen versteht.