Die IG Autoren, eine Vereinigung zeitgeistiger und literarisch wohl weitgehend unbedeutender Literaten, hat dieser Tage in einem offenen Brief die diversen Landeshymnen der Republik an den Pranger gestellt. Deren Schöpfer seien in einer Reihe von Fällen Nationalsozialisten, Antisemiten und Anschlus-Befürworter gewesen. Und der Inhalt der Lieder sei häufig „kitschig–pathetischer Schollenschwulst“ – was auch immer man darunter verstehen soll.
Als Beispiel für den „Schollenschwulst“ wird etwa ein Vers aus der oberösterreichischen Landeshymne zitiert, in dem es heißt, man liebe seine Heimat „wie ein Hünderl seinen Herrn“. Und die verwerfliche politische Einstellung der Hymnen-Autoren wird etwa am Beispiel des Schöpfers der niederösterreichischen Hymne Franz Karl Ginzkey dargestellt. Dieser sei doch 1938 glatt für den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich eingetreten. Und die Kärntner Landeshymne, beziehungsweise deren vierte Strophe, in der es heißt „wo man mit Blut die Grenze schrieb“, sei überhaupt viel zu martialisch und aus der Zeit gefallen und eine Beleidigung für die Kärntner Slowenen.
Nun kann man natürlich der Meinung sein, dass der Lokalpatriotismus, wie er in den Landeshymnen artikuliert wird, im Zeitalter der Globalisierung provinziell ist.
Man kann auch die Ansicht vertreten, dass der Vergleich von emotionaler Heimatliebe mit der treuen Anhänglichkeit von Hunden lächerlich sei. Dabei übersieht man allerdings, dass gerade die Verwurzelung der Menschen in ihrem Heimatbereich und die emotionale Bindung an diesen ein Korrektiv für die Entfremdung des Menschen in unserer globalisierten Welt darstellt. Und dass diese Heimatbindung in hohem Maße identitätsstiftend wirkt.
Zwar kann man tatsächlich ins Treffen führen, dass der eine oder andere Autor unserer Landeshymnen dem seinerzeitigen Ungeist entsprechend Antisemit war oder den Verführungen totalitärer Ideologien verfiel.
Viele heimatverbundene Österreicher der Zwischenkriegszeit waren eben damals Anhänger nationaler Ideologien und viele von ihnen ließen sich vom Nationalsozialismus verführen. Und die meisten von ihnen waren zweifellos für den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, so wie im Übrigen auch die Spitzen der damals illegalen Sozialdemokratie und die österreichischen Bischöfe.
Sie haben sich allerdings persönlich wohl kaum etwas zu Schulden kommen lassen. Viele von ihnen, wie etwa der Dichter Franz Karl Ginzkey, wurden danach in der Zweiten Republik hoch geehrt. Und ihre Zeitgenossen, die Kulturpolitiker aus SPÖ und ÖVP wussten zweifellos, warum sie diese Ehrungen, Kulturpreise, der Staatspreise etc. zusprachen.
Und was schließlich die literarische Qualität der Hymnen-Texte betrifft, so entsprechen diese gewiss dem Stil der Zeit ihrer Entstehung. Eine Hymne ist eben ein historisch gebundenes Phänomen. Man denke an die Hymnen großer Nationen wie der Marseillaise oder des „God save the Queen“. Und was schließlich die Herren der IG Autoren betrifft, an ihrer Spitze Gerhard Ruiss, Robert Menasse, Doron Rabinovici oder Janko Ferk, so darf man wohl die Frage stellen, ob sie sich auch nur einigermaßen mit einem Franz Karl Ginzkey messen könnten. Texte für neue Landeshymnen aus der Feder dieser Herren mögen uns möglichst erspart bleiben.
Ich freue mich regelmäßig über diese Aufsätze, ebenso über A Mölzers ‚Andererseits‘ in der KRONE. Erfreulich auch sein Auftritt in OE24 , allerdings gegen ein subalternes Gegenüber.
Bei unserer Heimatliebe müssen wir allerdings mit Widerstand rechnen, verbreiteten doch die jungen ‚Grünen‘ vor Jahren ihre trübe Meinung: „Heimat im Herzen, Scheisse im Hirn!“ Unvergessen.