Die verzagte Kirche

Vom Versagen der christlichen Kirchen in Zeiten von Corona

Der sogenannte „Lockdown“ liegt schwer und düster über dem Land, „Social Distancing“ lautet das Gebot der Stunde, vereinsamt isolieren sich die Menschen in ihren Wohnungen, die Alten und Uralten dämmern ihrem Ableben in den Alten- und Pflegeheime, ohne jeden Kontakt mit ihren Lieben entgegen, und auf den Straßen und an öffentlichen Orten müssen die Menschen ängstlich Distanz zueinander wahren. Ganz abgesehen von den ökonomischen Folgen, von Vermögensverlust und Einkommensrückgang, von Arbeitslosigkeit und Firmenzusammenbrüchen, sind es zunehmend psychische Belastungen, unter denen die Menschen in den Tagen der Pandemie leiden. Die bleibenden Schäden sind noch gar nicht abzuschätzen.
Wer spendet in diesen Tagen Trost, wo bleibt die Religion, wo bleiben die Kirchen, wo bleiben die Vertreter Gottes auf Erden, die Priester als Mittler zwischen Gott und den Menschen in diesen Tagen?
Sie sind in der Versenkung verschwunden. Die Kirchen sind geschlossen und dann, wenn sie wegen Lockerungen der Maßnahmen wieder aufmachen dürfen, verharren sie ängstlich in sklavischer Befolgung der Regeln von Social Distancing und formalisierter Hygiene, in furchtsamer Kälte und Ablehnung. Wo sind die Hirten, die ihre Herde und ihre Schäflein beschützen und ihnen Führung und Orientierung bieten, wo sind die flammenden Prediger, die ihre Gemeinde von der Kanzel ermuntern und ihnen Hoffnung spenden, wo sind die Glaubenszeugen, die ohne Rücksicht auf Leib und Leben für die Menschen eintreten? Es gibt sie nicht.
Und die Kirchenoberen quer durch Europa, seien es nun katholische Kirchefürsten, lutheranische Pastoren oder andere Repräsentanten christlicher Gemeinschaften, ihre öffentlichen Auftritte erschöpfen sich im Nachbeten der öffentlichen Maßnahmen, im Aufruf an ihre Gemeinden, doch ja den Restriktionen und Einschränkungen, die die Politik verordnet, brav und sklavisch zu folgen.
Rund 540 Millionen Europäer sind Christen, 75 % der Bevölkerung sind katholisch, evangelisch oder im Osten und im Südosten orthodox. Im Jahre 2005 hat allerdings das Europabarometer erhoben, dass nur 52 % der Europäer an Gott glauben und im Jahre 2014 haben kirchliche Umfragen gezeigt, dass nur mehr 11 % der Österreicher regelmäßig in Gottesdienste gehen. Die Entchristlichung des Abendlandes und des alten Kontinents schreitet also voran. Begonnen hat alles zweifellos mit der Aufklärung und der danach zunehmenden Wissenschaftsgläubigkeit. Gottesfurcht und Kirchengläubigkeit wurden vermeintlich durch wissenschaftlichen Fortschritt und neue Erkenntnisse in Frage gestellt. Dazu kam in den letzten Jahrzehnten die zunehmende Landflucht, die die in Sitten und Bräuchen verankerte Landbevölkerung entwurzelte und ihnen auch die Bindung zur Religion nahm. Der zunehmende Kulturverlust durch den spätlinken Zeitgeist, der gegenwärtig in unseren Breiten herrscht, tat ein Übriges. Hedonismus, Materialismus und Nihilismus traten ihren Siegeszug an und verdrängten gewissermaßen als Zivilreligion das Christentum. Das verstärkte Aufkommen von Missständen innerhalb der Kirchen, insbesondere innerhalb der Katholischen Kirche, wie etwa der sexuelle Missbrauch von Kindern, spitze die Situation noch mehr zu.
In wesentlichen Fragen der christlichen Moral verabsäumt man es, dass die Kirchen ihren Standpunkt gegenüber dem Zeitgeist artikulieren oder durchsetzen. Im Zuge der Massenmigration der letzten Jahre predigten die Kirchen zunehmend Fernstenliebe statt Nächstenliebe. Sie waren außerstande, die europäischen Bürger, die europäischen Völker, vor den mit dieser Massenmigration einhergehenden Gefährdungen zu verteidigen. In anderen moralischen Fragen, wie der Homosexualität, der Homoehe oder zuletzt auch der Sterbehilfe, der Heiligkeit des menschlichen Lebens, waren und sind die kirchlichen Stellungnahmen zögerlich, flau und alles andere als kämpferisch. Stattdessen zeigt sich beispielsweise die Katholische Kirche immer mehr wie eine zeitgeistige NGO. Nicht die Kirche als sakrale Institution, nein, die Kirche als Anhängsel der Caritas ist in der Öffentlichkeit vertreten.
Besonders deutlich wird das Versagen der Kirchen und des Christentums in Europa insgesamt durch theologische Defizite und damit einhergehende zaghafte Rückzugsgefechte. Wo predigen Kleriker noch über den Himmel und das Paradies als anzustrebendes Ziel des Christenlebens, wer hat noch den Mut, von Hölle und Verdammnis, vom Teufel zu sprechen? Letzteren haben die Kirchen gewissermaßen in zeitgeistiger Anpassung abgeschafft. Schriftglaube und Dogmenglaube ist solcherart gewissermaßen in stillem Einverständnis außer Kraft getreten und die christliche Rituale, wie sie sich in den Sakramenten und in der heiligen Messe manifestierten, werden zunehmend veräußerlicht und von den Menschen nicht mehr ernst genommen. Wer von den Millionen Taufscheinkatholiken in Europa geht etwa noch zur Beichte? Und die neue Priesterkaste wird nicht von den Kardinälen und Bischöfen repräsentiert, nein, es sind die Virologen und Epidemiologen, die am Bildschirm eine neue Priesterschaft repräsentieren.
Selbst der Vatikan, jene römische Enklave, in der nach katholischer Lesart der Stellvertreter Gottes amtiert, ist unter dem gegenwärtigen Pontifex Maximus eine Stätte geworden, in der statt Christentum eine gewisse Lesart eines „säkularen Humanismus“ gepflogen wird. Eine Stätte, in der mutmaßlich zunehmend Geheimgesellschaften im Hintergrund Einfluss gewinnen, jedenfalls aber der politisch korrekte Zeitgeist immer dominanter wird. Die Gebote eines trivialen Kulturmarxismus scheinen die Haltung des Heiligen Stuhls gegenüber den großen Problemen der Zeit zu bestimmen. Zwar ließ die deutsche Bischofskonferenz in diesen Tagen im Hinblick auf die Coronakrise verlautbaren, dass diese die „Fragilität und Verwundbarkeit der menschlichen Existenz“ aufzeige, und dass „grundlegende Fragen des menschlichen Zusammenlebens“ nunmehr relativiert würden. Eben dieselbe Bischofskonferenz und mit ihr alle Kirchenfürsten Europas lassen die spirituelle Führung der Menschen in Europa und weltweit vermissen, und in den Tagen der Weihnacht, in dem sich ein kulturell empfundenes Christentum gemeinsam mit Volksbräuchen und allgemeinen menschlichen Gemeinschaftsgefühlen paart, scheinen die Kirchen nicht willens und fähig zu sein, ihrem Auftrag der Seelsorge, der spirituellen Führung und des Trostes für die Menschen nachzukommen. Statt wirklicher Seelsorge und dem Spenden der Sakramente gibt es Online-Gottesdienste, und die Oberhirten glauben offenbar, das Christentum im Stile US-amerikanischer Fernsehprediger vertreten zu können. Die Quoten dieser Online-Seelsorge und die Akzeptanz durch die Gläubigen dürften allerdings vernichtend ausfallen.
Dazu kommt, dass diese zaghafte, diese ängstliche, diese defensive Katholische Kirche – gar nicht zu reden von ihren ökumenischen Brüdern aus den evangelischen Kirchen – gegenüber dem politischen Islam, der in Europa überaus offensiv auftritt, kein entsprechendes Gegengewicht aufzubringen im Stande sind. Zu den Parallelgesellschaften quer durch die österreichischen Bundesländer, die Großmoscheen errichten – angeblich ohne Gelder aus Katar und den Golfstaaten, wer’s glaubt –, gibt es nur zustimmendes Gemurmel unserer Kirchenoberen. Wenn der politische Islam in seinen extremistischen Ausformungen bereits in Missachtung unseres Rechtsstaates auf die Scharia setzt, wird von Seiten der christlichen Oberhirten über interreligiösen Diskurs gefaselt. Und wenn dieser politische Islamismus seine Assassinen ausschwärmen lässt, die quer durch Europa da und dort metzeln und morden, lädt unsere hohe Geistlichkeit Imame zum gemeinsamen Gebet in die mittelalterlichen Dome. Wehrhaftes Christentum sieht anders aus, wehrhaftes Christentum, auf das man unter dem polnischen Papst Wojtyla noch zu hoffen wagte, gibt es in Österreich und wohl in Europa insgesamt nicht mehr. Und damit schreitet die Entchristlichung des alten Kontinents weiter.

One Response to Die verzagte Kirche

  1. Waltraut Kupf sagt:

    Viele Leute, welche seinerzeit noch die Lehrmeinung der Kirche in einem ernsthaften Religionsunterricht vermittelt bekamern und diese für richtig und beherzigenswert fanden, verzagen jetzt. Feige, des öfteren homophile zaghafte Gestalten säuseln irgendetwas Relativierendes zusammen und hecheln beflissen dem globalen Mainstream hinterher. Wenn jemand meint, Corona sei ein Schuß der Vorsehung vor den Bug und lade zur Besinnung ein, wird sogleich harsch zurechtgewiesen. Den Teufel hat man bereits abgeschafft, und mit Gott würde man es gerne auch so machen bzw. ist schon nahe daran. Wer seine Kinder nicht vor der Geburt umzubringen bereit ist, gilt fast schon als Nazi..Didi Hallervorden machte vor langer Zeit einen Sketch, der die Aufweichung der Gebote zum thema hatte und in dem Satz gipfelte:“Na, sagen wir mal so, du sollst nicht töten, – äh, wenn es sich irgendwie vermeidenb läßt.“

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