Der Herr Bundespräsident überzieht die Sperrstunde – und das gewaltig
Er habe sich ein wenig verplaudert, erklärte uns Alexander Van da Bellen, nachdem die Meldung durch die Gazetten geisterte, ER habe dieser Tage trotz Coronabedingter Sperrstunde dieselbe um nahezu eineinhalb Stunden überzogen. Erstmal sei er mit Freunden und seiner Frau essen gewesen und da sei ihm dieser bedauerliche Fehler passiert, wofür er sich natürlich pflichtschuldigst und brav entschuldigte.
Nun könnte man meinen, dass das den Herrn Bundespräsidenten menschlich da stehen lässt und dass er etwas getan hat, was viele andere Österreicher dieser Tage auch tun oder zumindest gerne tun würden. Ein bisschen verharmlosend ist seine Erklärung allerdings schon.
Dass man sich zehn Minuten oder eine Viertelstündchen, maximal ein halbes Stündchen „verplaudert“, könnte vorkommen, aber nahezu eineinhalb Stunden? Das kann er der sprichtwörtlichen Frau Blaschke erzählen. Und da sind wir bei der Moral von der Geschicht. Die Bundesregierung hat der Bevölkerung schwerste Restriktionen auferlegt während der letzten Wochen, und der Herr Bundespräsident hat dies alles unterstützt und mitgetragen. Der Innenminister mahnt nahezu im Tagesrhythmus zu Disziplin und kündigt andernfalls harte Strafen an. Der Herr Vizekanzler Kogler von den Grünen drohte uns gar an, „die Ketten auspacken“ zu wollen.
Und bekanntlich bekamen Herr und Frau Österreicher 500 Euro Strafmandate, wenn sie vorschriftswidrig – oder sei es nur empfehlungswidrig – auf dem Parkbankerl saßen.
Und da geht es schwer an, dass der Herr Bundeskanzler und seine Entourage beispielsweise vor einigen Tagen im Walsertal ohne Masken, dichtgedrängt, unter völliger Missachtung aller Coronavorschriften auftritt und sich von der Bevölkerung feiern lässt. Und unerträglich ist dann ebenso, wenn das Staatsoberhaupt ein paar Achtel zu viel im Schanigarten zu sich nimmt und sich um eineinhalb Stunden verplaudert. Nun wird niemand Wert drauf legen, dass der Herr Bundespräsident ein Strafmandat oder ähnliches aufgebrummt bekommt. Der gelernte Österreicher aber denkt sich seinen Teil über die Heuchelei, die an der Staatsspitze und der Regierungsspitze vorherrscht. Wein trinken und Wasser predigen, Herr Professor Van da Bellen?
ANDREAS MÖLZER
P. S.: In diesem Zusammenhang sei hier die Forderung erhoben, dass der junge steirische FPÖ-Landtagsabgeordnete Hirschmann, der wegen einer angeblichen Coronaparty zurücktreten musste, zurück in sein Mandatkommen darf. Der Spruch „Quod licet Iovi, non licet bovi“ trifft hier nämlich nicht zu. Was dem Bundespräsidenten ziemt, ziemt offenbar nicht dem blauen steirischen Ochsen.
Der gute BP wußte genau, daß er nur unter riesigem Verwaltungsaufwand für seine Übertretung belangt werden konnte, in der Praxis gar nicht, worin er sich von allen anderen Österreichern unterscheidet, für die er ja parteiübergreifend der Präsident sein wollte. Cap (der ja sehr amüsant ist) sagte in Fellner Live, vdB sei zu loben, weil er signalisiert habe, die Bestimmung sei ein Nonsens, er halte sie nicht ein und impliziere damit den Aufruf, alle anderen sollten sie auch nicht einhalten. Über die Sinnhaftigkeit der derzeit geltenden Sperrstunde kann mn diskutieren, wenn aber das Oberhaupt eines Staates die Regierung (unter Beteiligung seiner ehemaligen Parteifreunde) konterkariert, so kann er gleich zurücktreten und die Anarchie ausrufen. Honorige Respektsperson und Rebell in Personalunion, – das ist zumindest originell. Ich mochte ihn nie.