Die Freiheitlichen in der Bundespräsidenten-Zwickmühle
An sich wäre die Sache völlig klar: Eine Partei, die sich anschickt, zur stärksten des Landes zu werden – wenn letzten Umfragen nicht trüben – und die die Bundesregierung übernehmen will, eine solche Partei müsste wohl auch einen Kandidaten für das höchste Staatsamt ins Rennen schicken. Allzumal in einer Zeit, in der es nach Ansicht eben dieser Partei eine derart krisenhafte Entwicklung gibt, dass sie als wohl stärkste Bedrohung für Land und Leute seit Jahrzehnten angesehen werden muss. Die Rede ist natürlich von der FPÖ des Heinz-Christian Strache und ihrer Entscheidung in Sachen Bundespräsidentschaftskandidat. Und wenn man von Krise spricht, so ist natürlich von der Massenzuwanderung durch Asylsuchende die Rede. Nachdem die etablierten politischen Kräfte des Landes und damit auch ihre Präsidentschaftskandidaten – immer eben nach Ansicht der größten Oppositionspartei des Landes – nur Scheinlösungen zu bieten haben, Beispiel Grenzsperren, die keine sind, sondern vielmehr Willkommensanlagen und Obergrenzen, die in Wahrheit völlig unverbindliche Richtwerte darstellen, wäre es auch deshalb eine Verpflichtung, einen eigenen Kandidaten aufzustellen, weil dieser Klartext in dieser Krise reden könnte und müsste. Denn ein solcher Kandidat könnte in Anbetracht der Stimmung im Lande durchaus in die Stichwahl kommen.
Die Paarung hieße dann wohl Van der Bellen gegen den FPÖ-Kandidaten und dann würde – wie es jüngst in einem Gastkommentar in der „Kleinen Zeitung“ hieß – wohl Van der Bellen Bundespräsident werden, da man von Seiten aller etablierten Kräfte gegen den FPÖ-Kandidaten agitieren würde.
Eine solche durchaus plausible Annahme dürfte nun die blauen Parteistrategen zwingen, sich eher einer taktischen Variante im Hinblick auf die Wahl zum Bundespräsidenten zu nähern: Vernünftigerweise wird man wohl eher keinen eigenen Kandidaten aufstellen und das im letzten Moment bekanntgeben. Ein starker freiheitlicher Kandidat würde wie zuvor geschildert eben zwangsläufig an der Stichwahl scheitern und dem ultralinken Grünkandidaten den Weg in die Hofburg ebnen. Ein schwacher FPÖ-Kandidat würde hingegen nur dazu führen, dass das Wählerstimmenpotential Mitte-rechts durch das Antreten des ÖVP-Kandidaten der unabhängigen Frau Irmgard Griss und des freiheitlichen Kandidaten durch drei geteilt würde, damit wäre die Wahrscheinlichkeit groß, dass die beiden linken Kandidaten, eben SPÖ-Hundstorfer und Van der Bellen, in die Stichwahl kämen. HC Strache und seine Parteistrategen hätten also die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Nur eine verdeckte Unterstützung von Andreas Khol im ersten Wahlgang, die diesen wohl in die Stichwahl bringen würde, und eine massive offene Unterstützung des alten Wüste Gobi-Durchquerers könnten ihn schließlich in die Hofburg katapultieren. Nur mit Hilfe des ÖVP-Wählerpotentials wird er das nicht schaffen. Als Türöffner für eine Neuauflage einer blau-schwarzen Regierungskoalition hingegen sehr wohl. Dies mag für die Wahlkampf-Strategen des gewieften Tirolers, der „die Leut‘ mog und das Land mog“ so offen angesprochen zwar peinlich sein, für die Anhänger der politisch korrekten Linken klingt es zweifellos wie Polit-Pornographie. Aus taktischer Sicht aber ist es eine unleugbare Tatsache. Und diese wird, bei der in Kürze ins Haus stehenden Entscheidung der FPÖ-Strategen zweifellos eine Rolle spielen müssen.
Johannes Hübner wäre aus meiner Sicht der ideale Kandidat, insbesondere als Repräsentant eines neutralen Staates, der in Zeiten wie diesen unbedingt auch gute Kontakte zu Rußland haben sollte. Alle erforderlichen Eigenschaften würde er mitbringen. Er müßte allerdings hinsichtlich seines Bekanntheitsgrades eine Leistung hinlegen, wie Marcel Hirscher in Schladming; eigentlich eine noch bessere, denn Zweiter werden wäre zu wenig. Anscheinend gibt es aber schon andere Pläne, von denen ich mir keinen besonderen Erfolg verspreche.
Und warum hat Strache Mölzers Überlegungen nicht beherzigt?
Weil er aus verschiedenen Gründen nicht mehr gut angeschrieben sein dürfte. Mit dem Antreten Hofers (den viele Leute auf jeden Fall wählen wollen, auch ich) hat sich ja wieder einiges geändert. ich hoffe, daß Geradlinigkeit und Konsequenz gegenüber Heuchelei und Etikettenschwindel die Oberhand behalten werden. Auch ist ein EU-skeptischer Kandidat die einzige Alternative in diesem Sammelsurium „glühender Europäer, die das teilweise zwar taktisch derzeit nicht heraushängen lassen und sich einer patriotischen Camouflage bedienen, aber nach der Wahl schon gehörig „die Sau rauslassen“ würden.
Kandidaten gibt es, jedoch bescheinige ich ihm keinen Top 2 Platz. Viele der typischen Blauwähler sehe ich am Wahlsonntag aus interessenslosigkeit Zuhause sitzen, als den zukünftigen BP zu wählen. Bei einer NR Wahl sehe das natürlich anders aus. Soweit meine Einschätzung … aber wer weiß was noch kommt