Christian Konrad, einst allmächtiger Raiffeisen-Boss und nunmehr im Auftrag der Bundesregierung Flüchtlingskoordinator, lässt uns in seiner neuen Funktion als Quartiermacher für die Asylsuchenden wissen, dass „das Boot noch längst nicht voll“ sei und, dass wir „das stemmen werden“. Von jährlich etwa 80.000 Zuwanderern ist die Rede, die unser Land dem Vernehmen nach verkraften könnte. Eine Anzahl, die angesichts des gegenwärtigen Flüchtlings-Tsunamis vielleicht sogar zu nieder gegriffen ist. Von den mindestens 200.000 Menschen, die dem Vernehmen nach gegenwärtig auf der Balkanroute von Griechenland aus unterwegs in Richtung Mitteleuropa sind, könnten nämlich weit mehr in Österreich hängen bleiben, allzumal wenn Deutschland die Grenzen wirklich dicht machen sollte.
Ganz abgesehen davon, dass diese 80.000 jährlichen Zuwanderer auf ein Jahrzehnt gerechnet auch nahezu eine Million Menschen wären, muss uns aber klar sein, dass hier aufgrund des mit Sicherheit auf uns zukommenden Familiennachzugs eine Vervielfachung an Zuwanderern auf uns zukäme.
Auch wenn die Medien sich mit Vorliebe bemühen, im Flüchtlingsstrom vorzugsweise Familien, Frauen und Kinder abzubilden, ist es, wie die Nahostexpertin Karin Kneissl im ORF erklärte, eine Tatsache, dass etwa 80 Prozent der Flüchtlinge junge Männer seien. Und diese werden in den allermeisten Fällen von ihren Familien, ja von ganzen Sippen aus Syrien, dem Irak und anderen Krisengebieten nach Mitteleuropa, vorzugsweise nach Deutschland entsandt, um gewissermaßen als Quartiermacher zu fungieren. Die ganze Großfamilie steuert entsprechend Geld bei, um dem jungen Mann die kostspielige Reise nach Europa zu bezahlen, die Bezahlung der Schlepper, des Handys und diverser Transportmittel zu finanzieren. Dafür hat er dann den Familiennachzug zu bewältigen.
Kanzler Faymann betonte auch nach seinem jüngsten Treffen mit Bundeskanzlerin Merkel, dass jeder, der Asyl wolle, kommen könne. Er verschwieg uns natürlich, dass jene, deren Asylgesuch abgelehnt wird – also der weitaus größte Teil der gegenwärtigen Flüchtlinge – auch im Land bleiben dürften. Abschiebungen gibt es nämlich de facto nicht mehr, und schon gar nicht wird man in den kommenden Jahren Zehntausende, ja Hunderttausende abschieben. Massenabschiebungen sind politisch-psychologisch und auch organisatorisch im heutigen Europa schlicht undenkbar. Auch jene, die ohne wirklichen Asylgrund ins Land kamen, werden also als Quartiermacher für ihre Familien und Sippen fungieren können. Ob Herr Konrad und andere Schönredner des gegenwärtigen Asylchaos uns auch dann noch sagen werden, dass das Boot nicht voll sei, bleibt abzuwarten.