Heiliger Strohsack

Franz Strohsack, gebürtiger Oststeirer aus bildungsfernem Milieu, Selfmade-Milliardär und Österreich-Heimkehrer unter nicht ganz durchsichtigen Umständen, will uns also mit der ultimativen Österreich-Erneuerungs-Bewegung beglücken. Zu diesem Zweck hat er bereits den einen oder anderen politischen Hinterbänkler und Obskuranten um sich geschart. Er hat die mehr oder minder deutliche Unterstützung der Kronenzeitung und er könnte – als ultimativen Trumpf – vom politisch-medialen Establishment als Protest-Alternative gegen die unliebsame Strache-FPÖ in den Wahlkampf geschickt werden. Was mit dem Vorarlberger Obskuranten H.P. Martin bei EU-Wahlen gelang, warum soll es nicht mit dem Mr. Seltsam aus der kanadischen Oststeiermark gelingen.

Die Ansichten des Mannes sind allerdings keineswegs durchgehend unsinnig. Er hat in vielem Recht. Sein wirtschaftliches Geschick ist auch unbestritten – auch was die Nutzung der österreichischen Ressourcen betrifft. Als rot-weiß-roter Steuerverweigerer vermochte er nach seiner Rückkehr aus Kanada die Zerschlagung der gerade eben erst sanierten verstaatlichten Industrie so trefflich zu nutzen, dass er durch den Verkauf der Waffenproduktion wahrscheinlich ohne viel eigene Geldmittel einen Konzern aus dem Boden stampfen konnte. Dass der damalige sozialistische Bundeskanzler und der zuständige Minister dann im strohsäckischen Golfressort in Ebreichsdorf über Feriendomizile verfügen konnten, ist selbstverständlich reiner Zufall. Ebenso natürlich, dass Stronachs Versprechen in Kärnten tausende Arbeitsplätze zu schaffen, wenn er nur das Schloss Reifnitz am Wörthersee bekäme, gescheitert ist.

Aber er hat ja zehntausende Arbeitsplätze geschaffen und hunderte Millionen für wohltätige Zwecke gespendet! Kleine Nebenfrage: Wirklich mit eigenem Geld?

Aber was soll’s. Die Demokratie braucht Belebung, auch hierzulande, Wettbewerb wird die Traditionsparteien zu neuen Bemühungen anstacheln und bei den ins Haus stehenden Nationalratswahlen könnte Stronachs Kandidatur dem etablierten Bereich vielleicht sogar zu billigeren Mandaten verhelfen. Dann nämlich, wenn er knapp unter der vier Prozent-Grenze bleibt. Und wenn er es doch schafft schadet er angeblich vor allem den Freiheitlichen. Na was könnte Besseres passieren. Der gelernte Österreicher weiß allerdings, was gespielt wird. Er weiß natürlich auch, dass der nahezu 80-Jährige Austro-Kanadier gewiss nicht der Retter Österreichs sein wird und gewiss nicht der einzig fromme Wohltäter der Menschheit ist. Onkel Frank erscheint allen vielmehr als seltsamer Vogel, der einen gewissen, skurrilen Unterhaltungswert hat und der – dafür muss man ihm dankbar sein – in diesem Jahr das Sommerloch zu füllen versteht.

2 Responses to Heiliger Strohsack

  1. Martin Feichtinger sagt:

    Ich bin zwar genau wie Herr Mölzer eher skeptisch, was die Absichten und Hintergründe von Stronach angeht. Trotzdem muss ich aber auch dem Kommentar von Frau Kupf zustimmen. Wenn man von den Möglichkeiten ausgeht, eine echte Reformregierung für Österreich auf die Beine zu stellen, dann kann das nur OHNE SPÖ und OHNE ÖVP funktionieren. Dies Parteien müssen endlich weg von der Macht. Es ist schon schlimm genug zu wissen, dass sie trotzdem immernoch die Medien kontrollieren und gegen uns einsetzen werden. Jedenfalls braucht es nach der nächsten NR-Wahl Partner für eine FPÖ-geführte Regierung. Und dafür kommen meiner Meinung nach eigentlich nur das BZÖ und/oder Stronach in Frage, je nachdem wie das Wahlergebnis 2013 konkret aussieht.

  2. Bloody Mary sagt:

    Stronach hat schon was bewirkt: Strache ist auf einmal für den Austritt aus der Eurozone (erinnert an „Besatzungszone“). Ist vermutlich aber auch nur so ein „Drahdiwaberl“. Ich persönlich glaube NIEMANDEM mehr was, der sich „Politiker“ nennt. :mrgreen: e

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