Nun hat der Heilige Vater also seinen Hirtenbrief im Hinblick auf die Mißbrauchsfälle in der irischen Kirche geschrieben. Und siehe da, die zeitgeistigen Medien, die politisch korrekten Kommentatoren, die Gerechten und Allzugerechten, die Ankläger der Kirche, sie sind damit nicht zufrieden. Es sei keine wirkliche Entschuldigung, der Papst würde nur die Kirche verteidigen, den Mißbrauchsopfern werde damit nicht Genugtuung gegeben.
Verwunderlich ist dies nicht. Tatsache ist nämlich, dass der Papst machen kann, was er will, bis hin zur Selbstzerfleischung, es würde dies den politisch korrekten Kirchenkritikern nicht reichen. Während Kaiser Heinrich IV noch im hähernen Gewande vor die Mauern von Canossa ziehen konnte, um seinen Gegner im Bischofstreit, den Mönch Hildebrand im Papstgewand dazu zwingen zu können, ihm zu verzeihen, hat man diese Chance heute nicht mehr. Die Kirche, bzw. ihre noch verbliebene moralische Macht, muss und wird demontiert werden. Ganz gleich wie viel Schuldbekenntnisse die Kirchenfürsten, die Bischöfe bis hinauf zum Papst auch machen würden. Keine Erklärung, keine Entschuldigung, keine Buße wird da auslangen.
So ähnlich ist es mit den antifaschistischen Grundsatzerklärungen freiheitlicher Politiker, im konkreten Falle die der Bundespräsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz: Sie kann erklären was sie will, es wird den zeitgeistigen Antifaschisten niemals reichen, niemals glaubwürdig genug sein. Ob es im freiheitlichen Falle die Faschismuskeule ist oder im kirchlichen Falle die Mißbrauchskeule, diese wird gnadenlos geschwungen, gilt es doch nicht etwa den Faschismus zu verhindern oder gar künftigen Kindesmißbrauch, nein, es geht darum, die betroffene Institution, also eine mißliebige Oppositionspartei im einen Falle und eine noch immer mit ihren Dogmen lästige Kirche im anderen Falle, zu demontieren.
Wirkliche Probleme werden dabei tunlichst ausgespart. Beispielsweise konnte man im vorwöchigen Spiegel im Bericht über Mißbrauchsfälle in der bundesdeutschen Ebenwaldschule lesen, dass der heute des Mißbrauchs verdächtigte langjährige Schulleiter, der offenbar durch Brutalität und über Jahre andauernde pädophile Übergriffe charakterisiert ist, auch den überregionalen Schuloberen des deutschen Reformschulwesens nicht auffiel. Und so ganz nebenbei konnte man im gegenständlichen Spiegelbeitrag lesen, dass der bundesdeutsche Reformschulpapst der langjährige Lebensgefährte des Herrn Schulleiters ist, dass es sich also um zwei Schwule handelt, wobei der eine die Trennlinie zwischen Homophilie und Pädophilie nicht zu ziehen vermochte. Diese Trennlinie nun ist ein Phänomen, das bei der gegenwärtigen Mißbrauchsdiskussion tunlichst politisch korrekt ausgeblendet wird. Die Tatsache, dass aktive Homosexuelle allzu häufig keineswegs ein Sexualleben mit in Ehren ergrauten Frisuren anstreben, sondern eben den Verlockungen der Knabenliebe erliegen – allzumal wenn sie in diversen schulischen Institutionen, Internaten und dergleichen tätig sind – wird verschwiegen und verdrängt.
Aber so ist das eben. Homosexualität ist schick, „in“ und wird gesamtgesellschaftlich vom politisch korrekten Zeitgeist gefördert. Echter oder auch nur angeblicher Mißbrauch hingegen wird gegenwärtig geradezu hysterisch verfolgt, durchaus mit Recht, aber unter Ausblendung, dass Homophilie und Pädophilie durchaus massive Überschneidungen haben. Aber so ist es eben in der Innenpolitik aber auch in der Kirchenpolitik: Die Pharisäer gehen um.