Missbrauch mit dem Missbrauch

Eines der dominanten Themen dieser Tage sind die Kindesmissbrauchs-Fälle im Bereich katholisch-kirchlicher Schulen und Institutionen. Da wird quer durch Europa, von Irland über die Bundesrepublik Deutschland bis nach Österreich debattiert, was in kirchlichen Internaten in den 60er, 70er und 80er Jahren an angeblichen und echten Missbrauchs-Fällen vorgekommen ist. Gleich einer Lawine melden sich immer wieder Missbrauchs-Opfer, zum Teil bereits angejahrte Herrschaften, die in ihrer Kindheit offenbar systematischer Päderastie seitens der geistlichen Herren ausgesetzt waren.

Nun ist Kindesmissbrauch wohl eines der verabscheuungswürdigsten Verbrechen, die es in unserer Gesellschaft gibt. Die Gewalt, die da kindlichen Seelen angetan wird, ist schlichthin im Nachhinein nicht mehr gut zu machen. Dennoch scheint es so, als wäre im aktuellen Phänomen des Missbrauchs-Aufdeckens eine gehörige Portion Hysterie verborgen. Man erinnere sich beispielsweise an den, bereits mehr als ein Jahrzehnt zurückliegenden Fall des damaligen österreichischen Kardinals Groër. Was da von einem offenbar psychisch eher verhaltensauffällig gestörten Jüngling über die Internantstätigkeit des früheren Jugenderziehers Groër in einem niederösterreichischen Stift aufgedeckt wurde, war schon mehr als skurril – und das in einem zeitgeistigen, bekannt kirchenfeindlichen österreichischen Wochenmagazin. Bekanntlich hat das gereicht, um den Kardinal ins klösterliche Ausgedinge zu verbannen und der Kirche schweren Schaden zuzufügen.

Dies scheint auch ein gesellschaftspolitisches Ziel der gegenwärtigen Kampagne zu sein. Missbrauchs-Fälle, die 30 oder mehr Jahre zurückliegen sind mittlerweile kaum mehr nachweisbar und hängen wohl auch vom persönlichen Empfinden und den persönlichen Erinnerungen der Betroffenen ab. Nicht, dass man diese leugnen oder verharmlosen dürfe. Tatsache ist aber, dass insbesondere in der, von sexuellen und Überreaktionen geprägten Ära der 50er und 60er Jahre manches überinterpretiert worden sein könnte. Heute jedenfalls ist es so, dass die US-amerikanische Kirche, die irische Kirche, die bundesdeutsche Kirche, die österreichische Kirche Missbrauchs-Fälle eingestehen und untersuchen und damit gleichzeitig Massen-Kirchenaustritte und eine Schwächung der in ihrem Kern noch immer konservativen Institution Kirche in Kauf nehmen müssen. Der Heldenmut der geistlichen Herren, insbesondere der Kirchenfürsten, ist dabei ein durchaus beschränkter.

Nehmen wir beispielsweise den österreichischen Kardinal, der jüngst eine Sühne-Pressekonferenz in Sachen Kindesmissbrauch geben musste. Ihm fiel nichts Besseres ein, als einen medialen Befreiungsschlag zu starten, der darin bestand, sich von der freiheitlichen Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz zu distanzieren. So viel zur politischen Abstinenz der katholischen Kirche in Österreich. Diese besteht leider nur darin, sich politisch korrekt heuchlerisch auf die Seite der Stärkeren zu stellen.

Insgesamt ist es wohl so, dass uns allen die repressive und von verschmitzter und verklemmter Sexualität geprägte Atmosphäre schulischer Institutionen beziehungsweise von Internaten, insbesondere solcher unter kirchlicher Führung, aus früheren Jahrzehnten bekannt ist. Kindesmissbrauch ist aber längst keine alleinige Domäne geistlicher Herren. Wer sich etwa die Berichte aus dem politischen Vorleben des rot-grünen EU-Stars Daniel Cohn-Bendit ansieht, wird von dessen Experimenten mit Kleinkindern hören, die nach heutigem Empfinden ebenso am hart am Kindesmissbrauch vorbei schrammen. Die verklemmte Sexualität zölibatärer Existenzen und die angeblich freie Liebe der 68er-neuen Linken haben da offenbar gewisse Berührungspunkte. Und was schließlich die heutige berechtigte Ächtung des Kindesmissbrauchs betrifft, soll man doch nicht vergessen, dass insbesondere im Bereich der Homophilie es ja keineswegs immer um das spießige Eheleben zweier angejahrter Frisöre geht, sondern auch um das Phänomen der Knabenliebe und, dass Homophilie und Päderastie durchaus gemeinsame Wurzeln haben.

Abgesehen davon aber: es tut der Kirche und auch weltlichen Schulen durchaus gut, sich von rigiden Erziehungsmethoden in der Vergangenheit und von Missbrauchsfällen, dort wo es sie wirklich gegeben hat, zu distanzieren, ja sie auch zu sühnen und das auch im strafrechtlichen Sinne. Wenn das Ganze aber eine politisch korrekte, hysterische Kampagne wird, um etwa verbliebene Restinstitutionen wie die Kirche endgültig zu vernichten, muss man dem doch kritisch gegenüber stehen.

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